Unsere Chorkonzerte seit 2005 im Rückblick der Kritiken in Neue Rhein-Zeitung und Rheinische Post
Masterabschluss mit Bestnote für Giesen
von David Jochim
Bläserquintett, Orgel und Chor eröffneten das Masterabschlusskonzert des Weseler Kirchenmusikers und Chorleiters Dominik Giesen mit den Tönen und Worten „I was glad“. Das Arrangement für diese Besetzung des Werkes des englischen Komponisten Charles Hubert Hastings Parry hatte der Chorleiter als Teil seines interdisziplinären Projekts selbst geschrieben.
Das Konzert mit Chormusik aus englischen Kathedralen war gleichzeitig das Abschlusskonzert seines Kirchenmusikstudiums an der Kölner Musikhochschule. Für diesen Abend hatte Giesen den Chor des Städtischen Musikvereins Wesel mit dem Kammerchor Cantus Coloniensis, bestehend aus Studenten der Kölner Musikhochschule, vereint. Das Blechbläserquintett „Brass5“, die Sopranistin Farah Otten, der Tenor Maximilian Fieth und der Organist Robbie Carroll komplettierten die Besetzung des Abends.
Nach Parrys Werk folgten nun Werke aus über 500 Jahren angelsächsischer Musiktradition.
Mit filigraner Polyphonie aus dem 16. Jahrhundert bestachen zum einen das „Dum transisset Sabbatum“ von John Taverner, bei dem der junge Tenor Maximilian Fieth den Psalm bedeutungsvoll rezitierte, und zum anderen „If ye love me“ vom bekannteren Komponisten dieser Epoche, Thomas Tallis. Auch mit diesen a-capella Werken konnte der Chor, den man vorrangig als orchestergestützten Oratorienchor kannte, überzeugen, lediglich an zwei Stellen entstanden kurze Intonationsschwankungen.
Besonders abwechslungsreich war das Werk „Blessed be the God and Father“ von Samuel Wesley. Hier wechselten sich unbegleiteter Chorgesang, Chor mit Orgel, ein chorisches Solo der Männerstimmen und Sopranistin Farah Otten als Solistin ab. Der Chor bestach hier durch sichere Intonation und eine spannende musikalische Gestaltung.
Gute Solisten und exzellenter Organist
Bei Felix Mendelssohns „Hear my prayer“ fügte sich die junge Sopranistin Farah Otten mit ihrer schönen Klangfarbe musikalisch sehr gut in die dezente und detailliert ausgearbeitete Orgelbegleitung ein. Leider konnte sie sich aufgrund der schwierigen Akustik nicht bis zu den hintersten Reihen durchsetzen. Der irische Kathedralorganist der St. Fin Barre’s Cathedral (Cork), Robbie Carroll, war extra für diese Konzert angereist.
Besonders bei der Evening hymn von Henry Balfour-Gardiner wusste der Organist, die Weseler Domorgel zu „seiner“ Kathedralorgel zu machen. Ein stetiges Crescendo, welches nahezu aus dem Nichts erwuchs und in den sich der Choreinsatz fast unmerklich einschmiegte, entlockte er der Orgel mühelos. Hervorzuheben ist, dass der Chor dem Dirigenten präzise folgte, denn das Werk „Greater love hath no man“ von John Ireland wies doch viele Tempoübergänge und -wechsel auf, welche gute Koordination und Aufmerksamkeit aller Beteiligten erforderte. Hier überzeugte auch der junge Tenor Maximilian Fieth.
„Mother of God“ von John Tavener sang der Chor auswendig. Zum Schluss wurde auch das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Bei dem Lied „Jerusalem“ von Hubert Parry stimmte auch das Blechbläserquintett wieder ein, welches aus befreundeten Musikern aus Blasorchestern der Umgebung zusammengestellt worden war.
Es ist schön, dass man sich nun zum zweiten Mal in Wesel ein Bild vom Klang des Weseler Chores machen konnte, dessen Leistung die intensive Arbeit während der letzten Probenzeit erahnen lässt.
Am Schluss des Konzertes gab es Standing Ovations und langanhaltenden Applaus für Chor, Chorleiter, Bläser und Solisten. Belohnt wurden die Zuhörer mit einer Zugabe, die aus dem ersten Werk des Abends bestand. Insgesamt war das Konzert mit der guten Akustik des Willibrordi-Doms und seiner tollen Orgel ein voller Genuss!
Von den Prüfern stand am Schluss das einstimmige Prädikat: Bestnote 1,0 für Chorleiter Dominik Giesen. Dazu darf man ganz herzlich gratulieren!
Herzliche Einladung zu den nächsten Terminen
Donnerstag, 12. März 2020, 19:30 Uhr: Offene Chorprobe für das neue Projekt „Requiem op. 63“ von C.V. Stanford. Probenort: Aula der Ida-Noddack-Gesamtschule, Martinistraße 12
Sonntag, 27. September 2020, 18:00 Uhr: Chor- und Orchesterkonzert „Requiem op. 63“ von C.V. Stanford im Willibrordi-Dom zu Wesel
Chor- und Orchesterkonzert begeistert im Dom
6.3.2018/ NRZ und RP-Lokalausgabe Wesel
Stehende Ovationen für Chöre, Solisten und Rheinisches Oratorienorchester
Von Dominik Giesen
Schallender Applaus rann durch den Dom und mit stehenden Ovationen honorierten die zahlreichen Zuhörer die Leistungen des Chors des Städtischen Musikvereins, des Grafschafter Konzertchors, des Rheinischen Oratorienorchesters, der vier Solisten und des Leiters, Hans Günter Bothe.
Das Stabat Mater, ein Oratorium für Orchester, Chor und Solisten, zählt wohl zu den bekanntesten geistlichen Werken Dvoraks. Der Text, eine Sequenz aus dem 13. Jahrhundert, betrachtet die am Kreuz trauernde Gottesmutter Maria.
Schon nach wenigen Takten offenbarte sich die enorme dynamische Bandbreite, die das Rheinische Oratorienorchester zu bieten hatte. Eindringlich klang das chromatische Anfangsmotiv in Streichern und Bläsern. Hans Günter Bothe leitete den großen Orchesterapparat mit Chor und Solisten routiniert. Trotz der anspruchsvollen Domakustik gelang die Balance zwischen Chor, Orchester und Solisten – ausgewogen und angenehm, was zu einem durchhörbaren Klanggeflecht führte.
Das hochkarätige Solistenquartett konnte im zweiten Satz durch farbenreiche Textausdeutung und liebevolle Melodiegestaltung bestechen. Im vierten Satz entfaltete sich über Bläserakkorden die sonore Bassstimme von Bruno Vargas. Besonders bestach die Homogenität des später hinzutretenden Holzbläserensembles. Beschwingt in Chor und Orchester begann der fünfte Satz. Er erinnert mit seiner eingängigen Melodie an eine einfache Volksweise. Der Chor konnte hier stimmlich und atmosphärisch überzeugen.
Der ausdrucksstarke Tenor Stefan Onaga erzeugte gemeinsam mit dem für die Besetzung bemerkenswert guten Männerchor eine innige, berührende Stimmung. Virgo virginum praeclara, eindeutig das Glanzlicht des Abends, könnte man als den emotionalen Höhepunkt des gesamten Konzertes bezeichnen. Mit großem Bogen und ausdrucksstark schmiegte sich das die Stimmung hervorragend aufgreifende Orchester an den Chor, der hier sowohl durch Phrasierung als auch durch den homogenen Chorklang überzeugen konnte.
Das Solistenduett mit der strahlenden Sopranistin Agnes Lipka und Tenor Stefan Onaga wurde von einer schwelgenden Melodie der Holzbläser eröffnet. Beide Sänger lieferten eine glaubwürdige Textinterpretation. Die Altistin Rena Kleinfeld glänzte bei ihrem Solo mit ihrer sehr ausgeglichenen, berührenden Stimme und ihrer klaren Aussprache.
Im letzten Satz klang das Anfangsmotiv wieder an, welches dann mit einer aufsteigend figurierten Linie und einem groß angelegten Crescendo im Chor- und Orchestertutti die Konzertbesucher bewegte. Das zuversichtliche Amen ließ die Auferstehungshoffnung durchschimmern.
Die choralartigen A-capella-Einwürfe des Chores waren präzise und intonationssicher und mit Girlanden in den Violinen jubilierten Orchester und Chor, bevor das Werk mit einem großen Decrescendo verhalten verklang.
Die Zuhörer im Dom zu inneren Antworten herausgefordert
11.4.2017/ RP-Lokalausgabe Wesel
Von Hanne Buschmann
„Klage und Hoffnung“, dieses menschlich tief bewegende Passionsthema, wurde vom Städtischen Musikverein zusätzlich quasi quer aufgeladen mit der eher theoretisch leichthin zugespitzten Formel „Barock trifft Gegenwart“. Die große Zuhörergemeinde am Sonntagabend im Willibrordi-Dom, längst geübt im Hören zeitgenössischer Kompositionen, konnte sehr gut mit jenem Konzept umgehen. Zum Schluss langer Applaus, von vielen Hörern stehend gespendet.
Der Bußpsalm 51, „Miserere mei, Deus“, vertont vom böhmischen Barock-Komponisten Jan Dismas Zelenka, verzeichnet unter ZWV 57 in c-Moll, schritt zu Beginn bereits weitgehend den Raum menschlicher Reue angesichts des Todes aus. Dem flehenden „Miserere“ folgte der lange Chorsatz eines Sündenbekenntnisses mit der Hoffnung auf Vergebung. Der sehr helle Solosopran der Dorothee Wohlgemuth schwang sich im „Gloria“ auf. Das Rheinische Oratorienorchester, angeführt von seiner Konzertmeisterin Gabi Ziebell, begleitete unter dem Dirigat von Hans-Günther Bothe das gesamte musikalische Geschehen. Nach Zelenka schwebten aus der Urzeit des Alls leise, sich allmählich verdichtende hymnische Orchester-Klänge des estnischen Komponisten Arvo Pärt – die Bitte um Vergebung und Lob der Dreieinigkeit „Trisagion“ – in den Raum, bis sie Hoffnung verheißend sanft in die Ewigkeit flogen. Diese Musik forderte zu inneren Antworten heraus, wie viele Hörer bekundeten.
Bachs Kantate „Du wahrer Gott und Davids Sohn“, seine Bewerbung für das Kantorat der Leipziger Thomaskirche, zeigte schon den selbstbewussten architektonischen Bau des Meisters. Der gut vorbereitete Chor des Musikvereins und die Solisten – Sopranistin Wohlgemuth, Altistin Esther Borghorst, der besonders deutlich artikulierende Tenor Christian Dietz und der Bassist Harald Martini – wirkten gemeinsam an der feinen Textur.
Noch deutlicher wurde das in der Interpretation des von Thomas Blomenkamp vertonten Psalms 22, der Jesu Klage „mein Gott, warum hast du mich verlassen“ vorwegnimmt. Diese vom Musikverein in Auftrag gegebene Komposition wurde uraufgeführt. Die oft spröde, sich dramatisch steigernde Musik der Jetztzeit griff die Hörer gleichsam von außen an, bevor sie in die große Lobpreisung mündete, in der sich die gut geführten Chor-Soprane leuchtend vom Orchester und dem Quartett der Solisten heraushoben.
Fazit: Der Chor hat fleißig an sich gearbeitet und damit an Profil gewonnen. Große Anerkennung wurde dem anwesenden Komponisten Blomenkamp und allen Mitwirkenden zuteil. Im Innersten vieler Hörer blieb Arvo Pärts kosmische Musik.
Ein Oratorium von gewaltiger Strahlkraft
22.11.2016/ RP- und NRZ-Lokalausgabe Wesel
Der Städtische Musikverein bot das Oratorium Josua von Georg Friedrich Händel im Willibrordi-Dom.
Ein gewaltiges Oratorium gab es im Willibrordi-Dom am Ewigkeitssonntag zu hören. Zum ersten Mal wurde das Oratorium „Josua“ (HWV 64) des großen Barock-Komponisten Georg Friedrich Händel in Wesel aufgeführt. Dieses bedeutsame Werk gehört wohl zu den erfolgreichsten und spektakulärsten. Der gebürtige Hallenser Komponist hatte es in nur vier Wochen komponiert, es wurde am 9. März 1748 im Theatre Royal in Covent Garden uraufgeführt.
Der Chor des Städtischen Musikvereins Wesel und der Grafschafter Konzertchor hatten sich an dieses grandiose Oratorium herangewagt und es unter der Leitung von Hans-Günther Bothe aufgeführt. Mit großem Erfolg, wie man feststellen konnte. Bei einer öffentlichen Probe in der Woche zuvor konnte man sich schon auf diese großartige Komposition vorbereiten und sich über den Inhalt und die Musik informieren.
Zu den Mitwirkenden zählten die Sopranistinnen Charlotte Schäfer und Rebecca Schlünkes, der Tenor Ulrich Cordes und Sebastian Seitz als Bassist sowie der Bariton Frederik Baldus und das Rheinische Oratorienorchester.
Die biblische Geschichte Josuas ist die eines großen militärischen Eroberers, der durch die Einnahme der Stadt Jericho berühmt wurde. In drei Akten wurde unter anderem die Einnahme des gelobten Landes durch das Volk Israel geschildert. Die Mauern Jerichos wurden zum Einsturz gebracht, Triumphchöre, Jubelklänge, Klagelieder, Kämpfe, Siegesschreie sowie die Durchquerung des Jordans und des Roten Meeres kamen musikalisch zur Geltung. Zudem ging es um ein Liebespaar, das sein Glück gefunden hatte.
Die Handelnden: Josua, ein gebieterischer Held und Nachfolger von Moses, Kaleb, eine angemessen patriarchische Führerfigur kurz vor dem Ruhestand und dem Rückzug vom Schlachtfeld, seine Tochter Achsa, mit Othniel verlobt, dem es schwerfällt, das richtige Gleichgewicht zwischen den ihm auferlegten Rollen des jungen Kriegers und des hingebungsvollen Liebhabers herzustellen. Der opernerfahrene Händel wusste genau, wie er die biblische Geschichte in gewaltige, aber auch in wunderbare Klänge vertonte. Hervorzuheben sind die vielen Arien, die gut erkennbar, manchmal unheimlich, manchmal dramatisch oder auch beschaulich ausfielen. Die Solisten mit ihren großartigen Stimmen gefielen. Lediglich die Stimme des Engels, gesungen von Rebecca Schlünkes von der Kanzel, kam ein wenig zu kurz, was der Komponist auch so wollte. Herrliche Duette und Solo-Parts machten das Oratorium zu einem musikalischen Spektakel.
Wie oft bei Händel, ist es der Chor, den er in den Mittelpunkt des Geschehens setzt. Die beiden Chöre stellten das israelische Volk dar und machten ihre Sache gut. Das konnte man auch vom Orchester behaupten. Dies spielte unter anderem sehr festlich auch den Marsch während des Umzugs der Bundeslade und die Kriegssinfonie.
Das Schöne am Oratorium war, dass die gesamte Aufführung nicht wie gewohnt in lateinischer, sondern in deutscher Sprache gesungen wurde. Eines der herausragendsten Momente waren der Chor der Jünglinge „Seht, er kommt mit Preis gekrönt“, bekannt nach der Weise „Tochter Zion“ sowie der Schlusssatz „Dem Gott Jehova schalle Dankgesang“. Nach knapp zweieinhalb Stunden war ein spektakuläres Oratorium beendet – ein Höhepunkt in der Geschichte der Dom-Musik. Für alle Mitwirkenden gab es langen Beifall.
Das nächste Konzert des Städtischen Musikvereins hat am 9. April 2017 das Motto „Klage und Hoffnung – Barock trifft Gegenwart“.
Ergreifender Klang im Lutherhaus
14.03.2016/ NRZ-Lokalausgabe Wesel
Ernst und Heiter lautete der Titel des Benefizkonzertes im Lutherhaus.
Musikalischer Abschluss der Woche der Brüderlichkeit mit Stücken aus jüdischer und christlicher Tradition
Solch einen besonderen musikalischen Abend hat Wesel in seiner bisher 775 jährigen Geschichte wohl nur sehr selten erlebt. Drei gesellschaftliche Institutionen der Hansestadt hatten ins Lutherhaus eingeladen, um am Abschlusstag der Woche der Brüderlichkeit verschiedenen musikalischen Werken aus jüdischer und christlicher Feder zu lauschen. Der weit über 40 Sängerinnen und Sänger umfassende Chor des Städtischen Musikvereins unter der Leitung von Hans-Günther Bothe prägte zusammen mit den Solisten Katharina Borsch (Sopran) und Kenneth Duryea (Klavier) den ersten und ernsten Konzertteil. „Der zweite Teil des Abend ist der heitere, leichtere“, beschrieb Wolfgang Jung vom Lions-Club die Werkfolge. Chor und Solistin sangen bei „Mirjams Siegesgesang“ (Franz Schubert 1797 – 1828) voller Inbrunst. Verschiedene hebräische Weisen (Louis Lewandowski 1821 – 1894) spielte Kenneth Duryea auf dem Flügel und mit fünf Liedern für Sopran und Klavier von Alexander von Zemlinsky (1871 – 1942), deren Texte man dank eines Programmheftchens mitlesen konnte, neigte sich der erste Konzertteil der Pause.
Im Publikum begrüßte Jung Superintendent Thomas Brödenfeld, Gemeindeleiter Stefan Sühling und Dirk Meyer von der Telefonseelsorge. „Alle Eintrittsgelder und auch die Einnahmen aus der Pausen-Gastro gehen komplett an die Telefonseelsorge“, erklärte Jung und bat das Publikum, die aufgestellten Spendendosen zu nutzen.
Die Erinnerung an jüdische Kultur in Deutschland und in Wesel war wichtiger Leitgedanke der drei Konzertveranstalter, zu denen auch der Jüdisch-Christliche Freundeskreis zählte. Man erfuhr, dass neben Büchern und Bildern auch Komponisten und deren Musik von den Nationalsozialisten mit dem Stigma der Entartung belegt worden waren. Tonkünstler wie Kurt Weil, Friedrich Holländer und viele andere Komponisten waren betroffen. Violine und Klavier standen im eher heiteren zweiten Teil des Benefizabends, nahegehend und emotional gespielt vom „Duo Topas“ – Boris Gurevich (Klavier) und Tonio Schibel – im Mittelpunkt. Sie gaben weltbekannten Melodie
31. Mai 2015: „Zion“ von Niels W. Gade und „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy
Musikalische Bibelgeschichte begeistert
2.6.2015/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Der Städtische Musikverein und der Grafschafter Konzertchor gaben ein bemerkenswertes Konzert im Willibrordi-Dom.
Der Mut, Neues zu wagen, in diesem Fall eine Sinfonie mit einer Kantate als Schluss-Satz einzustudieren, wurde von den Hörern mit stehendem Applaus belohnt. Sonntagabend im Willibrordi-Dom das Chor- und Orchesterkonzert des Städtischen Musikvereins gemeinsam mit dem Grafschafter Konzertchor, begleitet vom Rheinischen Oratorienorchester unter der Gesamtleitung von Hans-Günther Bothe. Das Programm: „Zion“, op. 49 von Niels W. Gade, ein 1874 komponiertes Werk für ein Musikfest, und „Lobgesang“, op. 52 , die Sinfonie Nr. 2 von Felix Mendelssohn. Gespannt waren die vielen Hörer in der großen Stadtkirche.
Gades Werk, obgleich relativ kurz, basierte wie Mendelssohns „Lobgesang“ auf biblischen Erzählungen, die in beiden Fällen in in poetische Prosa gegossen war. „Höre“ rief es geradezu plastisch greifbar vom Orchester, bevor der Chor in Gades „Zion“ mit seinem gesungenen Aufruf einsetzte: „Höre, mein Volk Israel, höre des Herrn Wort!“ Von Wundern aus uralten Tagen, von der Wanderung aus Ägypten und der Gefangenschaft in Babylon berichtete der Chor. Ein wenig schwammen die ersten Zeilen – das Orchester, besonders die Bläser, etwas zu laut, der lange Nachhall unter den Kirchengewölben noch nicht gänzlich ins eigene Tun integriert. Aber dann lief alles. Dumpfe Instrumentalklänge illustrierten die Qual des gefangenen Volkes in Babylon. Heimkehr und Prophezeiung des neuen Jerusalem sang zum großen Teil die Sopran-Solistin Ilona Markarova. Spontan regten sich nach Gade applaudierende Hände.
Äußerlich mag Mendelssohns „Lobgesang“ an Beethovens einsame Neunte erinnern – eine Sinfonia mit einer Kantate im vierten Satz. Nun, hier nach forderndem Bläser-Auftakt feine Streichermelodien, die sich bald zum Preisgesang steigern. Nach dem Adagio religioso strahlen Sopran und Frauenchor auf: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“ Deutlich und sinnvoll artikulierend rühmte der Tenor Patrick Henckens in Rezitativ und Arie – die Erlösung aus der Gefangenschaft – bevor der Chor Gott dafür dankte. Zwei Solo-Soprane (Agnes Lipka, sehr helle Stimme, und wieder Ilona Markarova, nach Mezzo tendierend), dann der Chor priesen ihrerseits des Herrn Walten. Aufrüttelnd des Tenors Frage : Ist die Nacht hin?“ und die Bejahung des hellen Soprans und des Chors. Dieser erhebt nun sein ergreifendes A-cappella -Lied „Nun danket alle Gott“, klar und mit nuancierter Steigerung. Sopran und Tenor besingen Gottes Treue. In den hymnischen Schlusschor fällt zuletzt auch die große Orgel ein: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“ Besinnungspause der Hörer, dann springen schon die ersten zum stehenden Beifall auf. Bothe gibt den Dank an alle Mitwirkenden weiter, besonders an die unverzichtbare wachsame Konzertmeisterin.
HANNE BUSCHMANN
Beeindruckende Harmonie im Dom
2.6.2015/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Nach nur einer Probe überzeugten drei Chöre mit einer Deutschlandpremiere Der städtische Musikverein Wesel präsentierte am vergangenen Sonntag im Willibrordi-Dom ein Chor- und Orchesterkonzert, das es so in Deutschland vermutlich noch nie gegeben haben dürfte. „Das Besondere ist die Verbindung zweier Komponisten, die Zeitgenossen waren und von denen der eine in Deutschland nahezu unbekannt ist“ erklärt Renate Brützel, Vorsitzende des Musikvereins. Noten neu gedruckt
Dabei handelt es sich um den Dänen Niels W. Gade, von 1848 bis 1848 zweiter Kapellmeister neben Felix Mendelssohn-Bartholdy am Leipziger Gewandhaus. Damit die 160 Musiker vom Grafschafter Konzertchor, dem Chor des städtischen Musikvereins Wesel sowie des rheinischen Oratorienorchesters Gades 1874 entstandene Werk Zion op.49 aufführen konnten, musste der Verlag Breitkopf und Härtel die Noten neu in Druck geben. Dass dieser Aufwand sich gelohnt hatte, wurde den rund 300 Konzertgästen im Dom gleich zu Beginn deutlich. Unter dem Dirigat von Hans-Günther Bothe, Musiklehrer am Konrad-Duden-Gymnasium, entwickelte sich die Geschichte vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten zu einem Konzert-Erlebnis. Es war absolut beeindruckend, mit welcher Harmonie Streicher, Chor und Solisten nach nur einer gemeinsamen Probe agierten. Unterstützt wurden sie von einer tollen Akustik, die selbst in den hintersten Reihen nichts von ihrer Kraft verlor. Das galt auch für das Solo der Mezzo-Sopranistin Ilona Markarova, die der Gade-Komposition mit ihrer kristallklaren Stimme zu einem Höhepunkt verhalf.
Das Publikum bedachte die Deutschlandpremiere mit einem begeisterten Applaus. Es folgte der thematisch wunderbar ins Bild passende Lobgesang op. 52 von Felix Mendelssohn. Neben Ilona Markarova überzeugten die Solisten Agnes Lipka (Sopran) und Patrick Henckens (Tenor). Minutenlange Ovationen des Publikums zeugten am Ende von einem rundum gelungenen Konzert.
ERWIN KOHL
2. November 2014: „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms
Tiefer, nachhaltiger Eindruck
4.11.2014/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Viele Stimmen, ein großes Volumen, eine wunderbare Musik: Die Aufführung des Deutschen Requiems im Dom beeindruckte nachhaltig. Der Städtische Musikverein Wesel führte mit stimmlicher und instrumentaler Begleitung Brahms’ Deutsches Requiem auf. Großer, berührender Klang im Dom.
Passend zu Allerheiligen lud der Städtische Musikverein am Sonntag zu „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms (1833 – 1897) in den Willibrordi-Dom. Unter der Leitung von Hans-Günther Bothe konzertierten der Chor des Städtischen Musikvereins Wesel, der Grafschafter Konzertchor und der Männerchor Vox Plena aus Düsseldorf-Kaiserswerth. Begleitet wurden sie vom Rheinischen Oratorienorchester. Dementsprechend stimmgewaltig füllte der Klangkörper den Dom. Gleich der erste Beitrag, „Selig sind, die da Leid tragen“, entführte in eine andere Welt. Zum tief tönenden Orchesterklang setzte verheißungsvoll-flüsternd der Chor ein. An einen Totenmarsch erinnerte der zweite Satz: „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“. Oder aber wiegten sich die Trauernden in stillem Schmerz?
Ab dem dritten Satz setzten Bass und Sopran den Konterpart zu Chor und Orchester. Hier rückt Brahms den Menschen in den Mittelpunkt. Stefan Adam, kurzfristig eingesprungen für den erkrankten Bariton Patrick Ruyters, bewältigte seine Aufgabe glänzend. Agnes Lipka überzeugte mit ihrer reinen Sopranstimme. Mit der Chorfuge „Herr, Du bist würdig“ schwoll der Chor noch einmal zu machtvoller Größe an, bevor er im Schlusssatz zur ruhigen Stimmung des Beginns zurückkehrte. So rundete sich das Requiem zu einer lebendigen Einheit. Der Chor meisterte seinen Part mit Bravour. Zart und lieblich klangen die Stimmen, tröstend wie ein Windhauch über der Sommerwiese.
„Ein deutsches Requiem“ ist keine klassische Totenmesse. In der Tat wollte Brahms mit seinem Werk Trost spenden, nicht nur dazu beitragen, die Toten zu betrauern, sondern den (Über-)Lebenden Beistand zu leisten. Sie fühle sich „gedrungen zu sagen, dass ich das Stück wundervoll finde – sowohl in der Stimmung, als der kunstvollen Ausführung“, lobte einst die von Brahms verehrte Clara Schumann. Die Besucherinnen und Besucher im ausverkauften Dom nahmen den angebotenen Trost gerne an. So intensiv waren Chor und Instrumentalmusik, so eindrücklich im Vortrag, dass nach dem letzten Ton sekundenlange Stille herrschte, bevor der verdiente Applaus aufbrandete.
JULIA KONARSKI
Brahms‘ deutsches Requiem im Dom
4.11.2014/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Ein gewaltiger Emotionsausbruch der 120 Sänger und 50 Musiker bescherte so manchem Zuhörer ein Gänsehautgefühl. Geballte Emotionen in sieben Sätzen bewegten die Zuhörer bei der Aufführung des Brahmschen Werkes „Ein deutsches Requiem“ im Willibrordi-Dom. Der Chor des Städtischen Musikvereins hatte zu dem großen Chor- und Orchesterkonzert eingeladen.
Fast 120 Sänger und 50 Instrumentalmusiker wirkten an dem Ereignis mit. Der Chor des Städtischen Musikvereins Wesel unter der Leitung von Hans-Günther Bothe wurde dabei stimmgewaltig unterstützt von dem Grafschafter Konzertchor aus Moers und dem Männerchor Vox Plena aus Kaiserswerth. Den instrumentalen Teil übernahmen die Akteure des Rheinischen Oratorienorchesters. Als Solisten brillierten Stefan Adam (Bariton) und Agnes Lipka (Sopran).
Zahlreiche Musikfreunde waren in den Willibrordi-Dom gekommen, um die Aufführung mitzuerleben. Das „deutsche Requiem“ von Johannes Brahms ist kein klassisches Oratorium mit liturgischen Texten, sondern greift auf ausgewählte Texte aus der Bibel zurück, die den Trostgedanken in den Vordergrund stellen. Im ersten Satz kam die feierliche Trauerstimmung zur Geltung, die sich im zweiten Satz zu einem düsteren Totentanz mit marschartigem Rhythmus wandelte. „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“, skandierte der Chor und brachte dabei das Endgültige der Vergänglichkeit zum Ausdruck. Das Baritonsolo im dritten Satz strahlte die Not und Seelenangst des Trauernden aus, doch dann klangen Hoffnung und Zuversicht an, die in den folgenden Sätzen an Gewicht gewannen.
Das gefühlvolle Sopransolo „Ihr habt nur Traurigkeit“ spendete überirdischen Trost. Im leidenschaftlichen sechsten Satz schließlich brachte der mächtige Chorgesang den Triumph über den Tod zum Ausdruck. Der gewaltige Emotionsausbruch der Sänger und das Anschwellen der Orchestermusik dürfte manchem Zuhörer ein Gänsehautgefühl beschert haben. Im siebten Satz schloss sich der Kreis: In einem Zitat aus der Johannes-Offenbarung verschmolzen der Trost für die Trauernden und die Hoffnung auf Erlösung für die Toten zu einer Einheit. Das intensive Stimmtraining der Chormitglieder hatte sich am Ende ausgezahlt. Auch die konditionelle Herausforderung meisterte der Chor scheinbar mühelos. Sekundenlang verharrte der Chorleiter regungslos auf seinem Podest, als der letzte Ton verklungen war. Dann brach tosender Applaus los. In diesem glücklichen Augenblick war für die Akteure die harte Probenarbeit der letzten Wochen und Monate vergessen.
CORNELIA KRSAK
13.4.2014: „Stabat mater“ von J. Rheinberger und „Requiem“ von W.A. Mozart
Erfahrene Musikverein-Choristen gestalten Glanzleistung
15.4.2014/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
„Stabat Mater“ und Mozarts „Requiem“ mit großem Orchester und hervorragenden Solisten im Willibrordi-Dom. Niemals wohl ist eine Komposition, die auf Bestellung und gegen Bezahlung „angefertigt“ werden sollte, spontaner und unbewusst persönlicher geraten, als das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Das mit vielen Unterbrechungen entstandene und schließlich durch den Tod des Komponisten unvollendet gebliebene Werk „Requiem“ d-Moll KV 626 wurde zu Beginn der Karwoche vom Städtischen Musikverein mit großem Orchester und hervorragenden Solisten mustergültig aufgeführt. Hans Günther Bothe, der den renommierten Chor seit 2004 erfolgreich leitet, hatte dem Requiem das „Stabat Mater“, Opus 138 des Liechtensteiner Komponisten und Hofkapellmeisters Josef Gabriel Rheinberger vorangestellt. Er vertonte damit jenes Gedicht aus dem 13. Jahrhundert, das die Schmerzen Marias beim Anblick ihres gekreuzigten Sohnes beschreibt. Die Wahl dieses selten zu hörenden Werkes war sowohl ein Zeugnis von Stilsicherheit des Dirigenten, als gleichzeitig auch vom bewundernswerten Musiziergeist der 50 Konzert erfahrenen Choristen und dem Rheinischen Oratorienorchester, das im Requiem durch Hinzufügung von Bläsern verstärkt wurde.
Auch das Solistenquartett mit Theresa Nelles, Angela Froemer, Joachim Streckfuss und Sebastian Klein war hervorragend besetzt, die Stimmen betörten durch angenehm weich gerundeten Ton bei sorgfältiger Diktion. Bothe, der souverän leitete, konzentrierte sich darauf, den Sängern in der problematischen Domakustik mit einem Nachhall von fünf Sekunden den Weg durch das in den schnellen Tempi komplizierte Ton- und Harmoniegeflecht zu ebnen. Weihevoller Ernst lag über dem Chor „Requiem aeternam dona eis“ („Gib ihnen die ewige Ruhe“), dessen knapper Orchestereinleitung man Bachs Einfluss anmerkt, ergreifend das kurze Sopran-Solo „Te decet hymnus“ („Dir gebührt ein Loblied“), eine alte Choralmelodie. Im „Kyrie“ mit seinem unablässigen Wühlen und Fließen so wie auch im „Dies Irae“ zeigt sich der dämonische Mozart mit dem erschreckenden Schrillen des Chores, seinem heftigen Tonarten-Wechsel und den wilden Orchesterzwischenspielen. Die riesige Steigerung im „Rex tremendae majestatis“ („König schrecklicher Gewalten“) löst sich in der schlichten Bitte „Gnadenquell, lass Gnade walten“. Diesen Bittgedanken führte das Soloquartett im „Recordare, Jesu pie“ in traumhaft schwebender Stimmführung weiter aus.
Nach dem weihevollen künstlerischen Höhepunkt des „Lacrimosa“ wirkten die nächsten Abschnitte nicht mehr so überzeugend wie das zuvor Gehörte. Und so wertvoll die folgenden Teile, vor allem das Agnus dei, sein mögen, sie sind Bearbeitungen vom 25 Jahre alten Schüler Mozarts, Franz Xaver Süßmayr. Er selbst sprach später davon, dass seine Arbeit dieses Mannes (Mozart) unwürdig sei. Die vielen Zuhörer bedanken sich mit langem, stehend gespendetem Beifall für diese Glanzleistung.
WOLFGANG HOPPE
Mit viel Leidenschaft
15.4.2014/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Der Chor des Städtischen Musikvereins und das Rheinische Oratorienorchester begeisterten bei einem gemeinsamen Konzert im Willibrordi-Dom
Rund 300 Besucher wurden am Sonntagabend Zeugen eines imposanten Musikereignisses im Willibrordi-Dom. Dort präsentierte der Städtische Musikverein Wesel ein Chor- und Orchesterkonzert, das mit viel Leidenschaft, Ausdrucksstärke und einer außergewöhnlichen Stimmgewalt dargeboten wurde. Auf dem Programm standen das „Stabat Mater“, Opus 138 von Josef Gabriel Rheinberger sowie das Requiem in d-Moll, Köchelverzeichnis 626 von Wolfgang Amadeus Mozart in der Bearbeitung von Franz Beyer. Präzision und tolle Akustik
Kaum war das Läuten der Kirchenglocke um 18 Uhr verklungen, da gab Dirigent und Gesamtleiter Hans-Günther Bothe das Startsignal. Und gleich die 55 Sängerinnen und Sänger des Chores Präzision. Die Mitglieder des Städtischen Musikvereins Wesel setzten nach und nach ein – zuerst die Männer, kurze Zeit später dann auch die Frauen. Getragen von einer tollen Akustik, die überall im Dom gleichermaßen wirkte, entwickelte sich eine beeindruckende Klangfülle, an der auch das Rheinische Oratorienorchester maßgeblich beteiligt war. Die Vertonung des aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gedichtes „Stabat mater dolorosa“ entstand als Erfüllung eines Gelübdes, das der schwer erkrankte Josef Gabriel Rheinberger leistete. Besungen wird voller Mitgefühl das große Leid der Mutter Jesu, die unter dem Kreuz ihres Sohnes steht, während dieser seinen irdischen Tod erwartet. Ausdrucksstarke Solisten
Bei Mozarts Abschiedskomposition wurde die beeindruckende Stimmgewalt schließlich noch durch vier Solisten bereichert: Theresa Nelles (Sopran), Angela Froemer (Alt), Joachim Streckfuss (Tenor) und Sebastian Klein (Bass) brillierten mit hervorragendem Ausdruck. Passend zum Orchester sangen sie mal zurückhaltend und einfühlsam, mal kräftig und dramatisch – aber stets mit unbändiger Leidenschaft. Um das rund 80-minütige Klangerlebnis nicht zu unterbrechen oder gar zu stören, wartete das Publikum mit seinem Applaus bis ganz zum Schluss. Mit mehrminütigen Ovationen bedankte es sich dann für einen rundum beeindruckenden Konzertabend. Und es freut sich bereits auf einen weiteren am 2. November: Der Städtische Musikverein Wesel präsentiert dann „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms.
MICHAEL EGER
10.11.2013: „König Salomo“ im Willibrordi-Dom
Musikverein: königliches Klangvergnügen
12.11.2013/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Die dreistündige des Werks „König Salomo“ Aufführung überzeugte mit bis zum Schlusspunkt gehaltener Dramatik.
Noch ließ die dezente Einleitung des Chores, die das fünfteilige Werk „König Salomo“ von L. S. Meinardus anstelle einer großen Orchesterouvertüre eröffnete, nichts ahnen von der nachfolgenden Pracht und Klanggewalt. Das Werk wurde 1865 uraufgeführt, bis zur jetzigen Präsentation in Moers und Wesel dann aber nicht mehr. Der mit Spannung erwartete Abend mit Städtischem Musikverein, Grafschafter Konzertchor, Rheinischem Oratorienorchester und Solisten bildete einen von allen Aktiven getragenen Höhepunkt im Konzertgeschehen der Stadt Wesel. Die Einstudierung von Hans-Günther Bothe stellt die NRW- Premiere dar. Das Orchester folgte der Orchestrierung der ungewöhnlichen und mitreißenden Meinardus-Melodien von Norbert Klose (2010), in der besonders die Blechabteilung und Schlagwerk eine archaische, tonmalerische Besonderheit darstellt. Aufgrund seiner spannenden, bis zum Schlusspunkt gehaltenen Dramatik sorgte das Werk dafür, dass die dreistündige Aufführung packend und unvergesslich wurde.
Agnes Lipka als Salomons Geliebte Sulamith krönte gewissermaßen das Geschehen. Die junge Sängerin, die erst vor zwei Jahren ihr Debüt gab, besitzt neben einem perfekten Legato einen in der Tiefe zwar eher leisen, in der Höhe jedoch traumschönen, leuchtenden Sopran, der die Rolle einer orientalischen, verführerischen Schönheit bestens ausfüllt. Der gottesfürchtige Salomon, verzehrt von Leidenschaft und Bewunderung, lässt sich von ihr zum Molochglauben verführen. Ihrer beider Duett stellt einen Gipfel an hochromantischer Schwärmerei dar(„Blume von Saron, Zeder vom Libanon, Rose im Tale..“). In seiner bombastischen Pracht erinnerte das Werk an den Elias von Mendelssohn Bartholdy. Der bestens angeleitete Chor überzeugte in den sehr schön komponierten, demütigen Bittgebeten wie auch in den Schilderungen göttlicher Herrlichkeit wie dem abschließenden Loblied. Den Mammutanteil als König Salomo im Spannungsfeld des Glaubens zwischen Moloch und Gott übernahm Matthias Koziorowskis metallisch heller, kraftvoller Tenor. Konzertmeisterin Gabi Ziebell unterstrich mit einem exzellenten, wärmenden Violinsolo den versöhnlichen Charakter bei der Wandlung des Salomo „Heiliger und gerechter Gott, ich schäme mich!“. Thomas Peter (Bariton) verkörperte den ruhigen Charakter des Nathan, dessen Schlussrezitativ den Erlösungsgedanken des NTs in sich trägt. Verena Englisch (Mezzo) widmete sich der hasserfüllten Anklage der Zeruja, deren Neugeborenes dem Moloch geopfert wird. Fast auf den Tag genau vor 100 Jahren hatte der Musikverein sein erstes Konzert gesungen: Judas Makkabäus, 9. November 1913.
MARTHA AGETHEN
Herausforderung mit Präzision gemeistert
12.11.2013/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Lang anhaltender Beifall für die Wiederaufführung von „König Salomo“ im Willibrordi-Dom. Zufriedene Zuhörer beim Chor- und Orchesterkonzert des Städtischen Musikvereins Die Wiederaufführung von „König Salomo“, komponiert von Siegfried Meinardus vor über 130 Jahren, stand am Sonntagabend auf dem Programm des Städtischen Musikvereins Wesel. Im Willibrordi-Dom musizierten unter der Leitung von Hans-Günther Bothe das Rheinische Oratorienorchester, der Chor des Städtischen Musikvereins Wesel und der Grafschafter Konzertchor zusammen mit den vier Solistinnen und Solisten. Die groß angekündigte NRW-Erstaufführung der Vorlage hatte den Dom fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Anders als gewohnt begann dieses Oratorium nicht mit einer Orchester-Ouvertüre. Nach kurzen Posaunenfanfaren setzte gleich der Chor ein, dessen Texte den Psalmen entnommen worden war. Der Chor verkörperte das Volk, welches sich musikalisch empor schwang, um seinem Herrn zu loben. Im Wechsel dazu die Solopartien: Nathan, gesungen von Bariton Thomas Peter, rezitierte mit weicher, sonorer Stimme die weiteren Psalmentexte als Rezitationsgesang. Diese wiederkehrenden Elemente wirkten in der Komposition eher verhalten, den Schwerpunkt weniger auf die musikalische als auf die textliche Aussage legend. Bei den weiteren Solosängern und –sängerinnen war der Tenor Matthias Koziorowski hervorzuheben. Er modulierte seine kraftvolle Stimme sehr fein und setzte sich auch gegen die Klangfülle des Orchesters mühelos durch.
19. April 2013: Konzert im Lutherhaus
Erinnerungen an das Lied von der Glocke
23.4.2013/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Musikverein und Oratorienorchester überzeugten
Erwartungsvolle Gesichter rundherum, stimmungsvolle Atmosphäre im Luthersaal, in dem sich gut 200 Besucher eingefunden hatten. Auf dem Programm: Die Vertonung von Friedrich Schillers Gedicht „Das Lied von der Glocke“. Das Rheinische Oratorienorchester, Gesangssolisten und der Chor des Städtischen Musikvereins unter der Leitung von Hans-Günther Bothe waren die Ausführenden. Manch einer der überwiegend älteren Besucher wird sich an die Schulzeit erinnert haben, als „Das Lied von der Glocke“ noch zum festen Bestandteil des Unterrichts gehörte.
Die Zeiten haben sich geändert, aber Zitate daraus wie „Wehe, wenn sie losgelassen“, „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“ oder „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ werden heute bei passenden Gelegenheiten gerne verwendet. Andreas Romberg, hat um 1809 die Vorlage von Schiller vertont. Komponiert im klassischen Stil, enthält das Werk bereits deutliche Anklänge an die Romantik. Dem Bass-Solisten fällt dabei die Rolle des Meisters zu, der die Hauptperson des Ereignisses ist. Christian Palm schaffte es, diese wichtige Klammer im Stück sowohl mit notwendiger Kraft in den Tiefen als auch feinfühliger Attitüde in den leiseren Passagen zum Vortrag zu bringen. Das stets wiederkehrende Leitmotiv erinnerte in seiner volkstümlichen Art angenehm an Mozarts „Zauberflöte“. Die Vorlage bot auch dem Chor des Städtischen Musikvereins Gelegenheit, sein gesamtes Klangspektrum eindrucksvoll zu demonstrieren. Herausragend, von ungeheurer Präsenz und Klarheit gerade in den Sopranbereichen getragen, waren die Stellen, an denen Dramatisches berichtet wurde: eine Feuersbrunst etwa, bei der Fenster klirren, Kinder jammern, Tiere wimmern.
Ein großes Lob auch an den Dirigenten Hans-Günther Bothe und das Rheinische Oratorienorchester. Dieses konnte seine besondere Qualität bereits im ersten Teil unter Beweis stellen, bei der Sinfonie Nr.104 von Joseph Haydn. „Na, wie heißt denn nun die Glocke?“, fragte die nette, ältere Dame an der Garderobe nach dem Konzert. Zufrieden vernahm sie die richtige Antwort: „Concordia“. Und weiter: „Haben wir damals in der Schule gelernt, wenigstens ein paar Strophen.“
J. RADOJEWSKI
„Die Glocke“: Konzert im Lutherhaus
22.4.2013/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Schon 2005 nahm der Städtische Musikverein die Vertonung von Schillers „Lied von der Glocke“ ins Programm. Diesmal gab es mit dem Rheinischen Oratorienorchester eine Neuauflage im Lutherhaus auf besonderen Wunsch der Sänger – quasi das Dessert zum großen Programm des Jubiläumsjahres 2012. Vorweg erklang Haydns Sinfonie Nr. 104 – eine seiner Londoner Sinfonien und gleichzeitig die letzte. Ein echter Leckerbissen für Haydn-Fans.
Mit vielen ungewöhnlichen Akzenten und Abweichungen zur gängigen Betonung wirkte das Orchesterwerk reizvoll gegen den Strich gebürstet. Nach pompösem Auftakt wählte Dirigent Hans- Günter Bothe für den ersten Adagio-Satz ein sehr langsames, zwingendes, mit aller Konzentration von den Musikern gehaltenes Tempo. Fast im Beethovenschen Sinne schicksalhaft! Bald ging das Stück ins Allegro über mit frischer Sanglichkeit, Schwung und Brillanz, die für den hohen Beliebtheitsgrad der Sinfonie stehen. Sehr gefällig wirkte das weiche Streichertrio zu Beginn des nachfolgenden Andante, wunderbar wuchsen auf diesem Polster die Flöten- und Oboenstimmen ineinander, sanft meldete sich die Stimme des Horns, bevor der Satz pianissimo verklang.
Mit volkstümlichem Schwung begann das Menuett mit seinen hübschen Echowirkungen, das trotz der vielen „Luftlöcher“ doch niemals an Linie verlor und von der Grundstimmung eher ein stimmungsvolles Scherzo war. Nach dem neckischen Einstieg ins Spirituoso zogen im Orchesterwald vor der Bühne auch einmal die Fagotte mit ihren flotten Läufen die Aufmerksamkeit auf sich. Im temperamentvollen, fröhlich purzelnden Finale entfaltete sich Haydns ganzer kompositorischer Humor.
Derart vorbereitet schritten die Choristen nach der Pause dicht gedrängt auf der Bühne mit Rombergs „Das Lied von der Glocke“ zur Tat. Durchaus passend! Romberg sagt man eine gewisse Nähe zu Haydn nach. Mit sichtbar bejahender Lebensfreude, klarer Artikulation und Notensicherheit führten sie das Publikum durch die volkstümlichen Verse, die in der Blütezeit des Bürgertums entstanden. „Fest gemauert in der Erden…“ intonierte Christian Palm, ein Bass mit schönem Timbre, den bekannten ersten Vers. Schiller versieht den handwerklichen Ablauf parallel mit Vergleichen zum menschlichen Leben und der Liebe. Gelegentliche, gewaltige Energieschübe in Chor und Orchester verliehen dem Werk die rechte, rustikale Ausstrahlung. Das Publikum entdeckte für sich die geflügelten Worte neu wie „zarte Sehnsucht, süßes Hoffen“, „Da werden Weiber zu Hyänen“ oder „Wehe, wenn sie losgelassen“. Tenor Markus Heinrich erwies sich als spritziger Tenor. Der helle, gelöste Sopran von Anna Maria Kaftan malte in buntesten Farben, besonders die schöne Feierabendszene in der Natur. Der Luthersaal erwies sich erneut als großartiges Klangforum.
MARTHA AGETHEN
31. Dezember 2012: Silvesterkonzert im Xantener Dom
Silvesterkonzert im Dom begeistert
2.1.2013/ RP-Lokalausgabe/ Xanten
Musikalisches Großereignis unter der Leitung von Hans-Günter Bothe mit eingängiger Wirkung.
Ein grandioses musikalisches Feuerwerk entfachte Kirchenmusiker Hans- Günther Bothe als musikalischer Leiter des Grafschafter Konzertchores und des Chors des Städtischen Musikervereins Wesel sowie des Rheinischen Oratorienorchesters beim Silvesterkonzert im St.-Viktor-Dom. Für die Chöre bedeutete dieser Auftritt eine Premiere, denn sie sangen erstmals im Dom und konnten damit der traditionell großen Zuhörerschaft ein Programm präsentieren, dessen Vorbereitung im Sommer in der Toscana begann.
Dort, in der Nähe von Lucca, der Heimat Giacomo Puccinis, bereiteten sich fast 100 Sänger auf dieses Großereignis vor, das nun einen bejubelten Abschluss fand. Das Konzert begann mit der Ouvertüre A-Dur, geschrieben vom 17-jährigen Georges Bizet, mit dem das aus ehemaligen Mitgliedern des Robert-Schumann-Ochesters Düssseldorf erwachsene Ensemble sogleich seine Qualität unter Beweis stellte. Anschließend erklang die „Messa di Gloria“ von Puccini. Es ist ein Jugendwerk des 20- Jährigen, das das Ende seiner Lehrzeit markiert und dabei doch schon den späteren Opernkomponisten verrät. Das wirkungsvolle Werk ist geprägt von monumentalen Klängen, die sehr an Vorbilder des jungen Komponisten wie Rossini, Verdi und sogar Berlioz erinnern. Gelegentlich erschallen „Aida-Fanfaren“, „Wilhelm-Tell“-Rhythmen, oder auch „Te Deum“-Gewalten – so wie sie bis heute im Pariser Invaliden-Dom oder in „Notre Dame“, den Stätten französisch-musikalischer Großtaten, zu erleben sind. Die weltliche Messe ist weit entfernt von Bach oder Händel, die eingängige Wirkung jedoch wird ihr niemand absprechen, zumal wenn sie derart ausgewogen und ausgefeilt musiziert wird wie bei diesem Festkonzert.
übrigens wurde das von Puccini „Messa a quattro voci con orchestra“ überschriebene Werk nach einer hoch gelobten Uraufführung im Juli 1880 bis in die heutige Zeit hinein nie wieder gespielt. Ob der Komponist sein Jugendwerk „verstecken“ wollte oder ob es wegen der Ablehnung seitens der Kirche zurückgezogen wurde, ist nicht bekannt. Erst 1950 kam es wieder ans Licht und wurde unter der heutigen Bezeichnung veröffentlicht und inzwischen vielfach aufgeführt.
Auch bei dem zweiten Stück des Abends handelt es sich um ein Frühwerk – des vor allem durch seine Oper „Carmen“ berühmten Georges Bizet. Er komponierte sein „Te Deum“, eine Vertonung des Ambrosianischen Lobgesangs für Soli, Chor und Orchester, im Jahre 1858 im Alter von knapp 20 Jahren während eines Rom-Aufenthaltes als Stipendiat. Das „Te Deum“ ist neben seinem „Ave Maria“ das einzige geistliche Werk Bizets. Es ist von ebenso pompöser Wucht und Leidenschaft beherrscht, wie auch die „Gloria-Messe“ Puccinis. Auch aus dieser Sicht heraus erschien die Verbindung der beiden Werke innerhalb eines Konzertes ideal.
Mit Ewa Stoschek (Sopran), Thomas Peter (Bass) und Wolfram Wittekind (Tenor) hatte sich Dirigent Hans-Günther Bothe dreier erfahrener Gesangssolisten versichert, die mit ihren hervorragenden Stimmen ein weiteres Plus des Gesamteindrucks waren. Minutenlanger Beifall am Schluss. über 100 Sänger und Instrumentalisten bescherten den Gästen im Xantener Dom ein wunderschönes Klangerlebnis.
WOLFGANG HOPPE
Schön und mitreißend
2.1.2013/ NRZ-Lokalausgabe/ Xanten
Silvester-Konzert „Messa di Gloria“ im Dom begeisterte die Zuhörer
Musikalische Meisterleistung im Xantener Dom.
Die Messe „Messa di Gloria“ galt als zu weltlich, abgelehnt schlummerte sie Jahrhunderten im Verborgenen. Erst in der 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlangte sie Ruhm und Ehre durch einen amerikanischen Priester. In diesem Jahr durften die Besucher des Silvester-Konzertes im Hohen Dom St. Viktor in Xanten die „Messa di Gloria“ genießen. 150 Akteure präsentierten das Werk von Giacomo Puccini, das einen stimmungsvollen Vorklang auf das bevorstehende Silvester-Feuerwerk geben sollte. Die Kapazitäten der Basilika waren bis auf den letzten Platz ausgeschöpft. Mit einer logistischen Meisterleistung wurde das Konzert erneut in Gemeinschaftsarbeit der Stadt Xanten, und der Tourist-Information-Xanten organisiert. „Hausherr“ Propst Klaus Wittke begrüßte die Besucher die spannungsgeladen auf den besonderen „Puccini“ warteten.
Eingeleitet wurde das Konzert mit der Ouvertüre A-Dur von Georges Bizet. Stimmungsvoll setzte sich das Orchester unter der Leitung von Konzertleiter Hans-Günther Bothe in Szene. Mit Schwerpunkten auf die Streicher gelegt, die der Ouvertüre einen besonders schmelzigen Charakter geben, ergab sich für das Publikum eine besonders attraktive Einstimmung. Nach einem großen Applaus mussten die klatschenden Hände jedoch verstummen. Denn während der „Messa di Gloria“ sollte das Publikum aus gegebenem Anlass und nach Ansage, keinen Zwischenapplaus geben. Wenngleich dies auch sehr schwer werden sollte und die Begeisterung der Besucher sich kaum zurück halten ließ. Zu schön und mitreißend waren die Passagen der Messe, die in klassische Messteilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Benedictus sowie Agnus Dei aufgeteilt, einen hinreißenden Charakter aufwies. Brillante Stimme
Der Chor leitete mit dem Kyrie den Messauftakt ein „Kyrie eleison – Herr, erbarme dich.“ Beim Gloria Unterstrich der Tenor einige Passagen mit seiner brillanten Stimmaussage und der Chor gab als Hintergrundfarbe einen wunderbaren Klangrahmen, die Aussage noch einmal zu bestätigen: „Gloria in excelsis deo – Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Friede den Menschen“. Für einen Silvesterabend hätte es keinen besseren Wunsch geben können. Im Glaubensbekenntnis, dem Credo, setzten die Solisten besondere Zeichen. Strahlkraft erreichte das durch den Tenor ausgeführte „Et incarnatus est“ – die Fleischwerdung Christi durch die Jungfrau Maria. Den Tod durch Kreuzigung unter Pontius Pilatus – „Cruzifixus etiam pro nobis“ unterstrich die Stimmgewalt des Bass. Für das Lob Gottes und den Wunsch nach Frieden setzten Chor und Orchester, das punktgenau durchs Konzert begleitete, in den weiteren Messteilen Zeichen. Abschluss fand des Konzert mit dem fünfteiligen Lobgesang „Te Deum“, ebenfalls von Bizet. In dem die Sopranistin mit Klarheit ihrer Stimme brillierte. „Voll sind Himmel und Erde“
Der Schlusssatz „Voll sind Himmel und Erde von deiner hohen Herrlichkeit“ erhielt durch den Einsatz der Orgel einen prächtigen Akzent. Ein sichtlich begeistertes Publikum konnte nach nicht enden wollendem Applaus in die Silvesternacht entlassen werden. Mitwirkende: Ewa Stoschek (Sopran), Thomas Peter (Bass), Wolfram Wittekind (Tenor), Rheinische Oratorienorchester, Moerser Blechbläser, Grafschafter-Konzertchor, Chor des Städtischen Musikvereins Wesel.
Heike Tobies
21. Oktober 2012: Jubiläumskonzert zu unserem 100jährigen Bestehen
Ouverture A-Dur von G. Bizet, Messa di Gloria von G. Puccini und Te Deum von G. Bizet
Bravo-Rufe im Dom
23.10.2012/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
„Als die Sonne durch das Domfenster schien, kam ein Gefühl von Italien auf,“ empfand Maria Westerheider vom Chor des Städtischen Musikvereins bei der Generalprobe am späten Sonntagnachmittag. Das nahm sie mit in die abendliche Aufführung, ins Jubiläumskonzert zum 100. Geburtstag des Städtischen Musikvereins im voll besetzten Willibrordi-Dom. Minutenlanger Applaus, Bravo-Rufe und Blumensträuße für die Solisten waren verdienter Dank für ein besonderes Musikerlebnis.
Die Erinnerung an Italien hatte ihren Grund: Im Sommer hatten sich die über 100 Sängerinnen und Sänger der beiden mitwirkenden Chöre – außer dem des Musikvereins der Grafschafter Konzertchor – auf eine Zeitreise in das Italien Puccinis begeben, um dessen „Messa di Gloria“ einzustudieren. Diese verbindende, gemeinsame Aktion merkte man den beiden Chören durchgehend an. Sämtliche koloristischen Feinheiten der romantischen Kompositionen, sei es bei den vollmundigen oder bei den leiseren und technisch schwierigeren Passagen, bewältigten sie äußerst prägnant. Außerdem auf dem Programm: die Ouvertüre A-Dur und das Te Deum von Bizet. Unter dem Dirigat von Hans-Günther Bothe wirkte der gemeinsame Chor auch in den bisweilen etwas langatmigen Passagen der Vorlagen stets hellwach. Begleitet wurde er von gut 50 Mitgliedern des Rheinischen Oratorienorchesters. Dessen Konzertmeisterin Gabi Ziebell wies auf die wiederholte gute Kooperation mit dem Weseler Musikverein hin. „Leider konnten wir aus finanziellen Nöten heraus nur eine gemeinsame Probe arrangieren“, sagte sie. Aber auch das Orchester fügte sich nahtlos in die musikalische Klammer ein.
Die in der Romantik so beliebten gefühlvollen Ausbrüche, in denen alle zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft werden, vermittelten, akzentuiert vorgetragen, einen überwältigenden Eindruck. Die Solisten wurden dem hohen Standard gerecht. Bass Thomas Peter modellierte weiche Melodienläufe und vermochte Töne zu erzeugen, die an tiefste Seen erinnerten. Sopranistin Ewa Stoscheck setzte dem ganz klare, in den Höhen wunderschön zarte, einfühlsame Momente entgegen. Das Duett der beiden beim Agnus Deum zählte zu den musikalischen Höhepunkten. Tenor Raphael Pauß, der kurzfristig eingesprungen war, artikulierte klangvoll und plastisch gekonnt.
„Ein fantastisches Konzert. Die Chöre haben wunderbar harmoniert“, fand der Hamminkelner Chorleiter Gerd Heinz Stevens als Zuhörer. „Wer 100 Jahre das kulturelle Leben der Stadt Wesel mitträgt und mitprägt, der hat Dank und Anerkennung verdient“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Und Elmar Bergmann, Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Konzertchöre meinte: „Wenn man zu einem Hundertjährigen zum Geburtstag kommt, erwartet man in der Regel etwas, was langsam zu Ende geht. Bei Ihnen ist das Gegenteil der Fall. Sie stehen mitten im blühenden Leben.“
JÜRGEN RADOJEWSKI
Musikverein feiert sich im Dom
23.10.2012/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Das Chor- und Orchesterkonzert zum 100-jährigen Bestehen des Städtischen Musikvereins im Willibrordi-Dom war ein Erfolg. Dirigent Hans-Günther Bothe zeigte sich der Verantwortung bewusst. Seine Sänger und Solisten überragten.
Ein festliches Ereignis für Wesel und gleichzeitig ein mit großer Akzeptanz bedachtes Novum war das Chor- und Orchesterkonzert, das die diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten des Städtischen Musikvereins beschloss. Dirigent Hans-Günther Bothe zeigte sich jeden Moment der großen Verantwortung bewusst, die mit einem Konzert zum 100-jährigen Bestehen einhergeht. Man darf ihm gratulieren, für dieses musikalische Geburtstagsfest mitreißende französische und italienische Musik der Romantik, deren Marschrichtung trotz geistlichen Gehalts an die großen Opern erinnert, gewählt zu haben.
Solche Prachtentfaltung wurde erst möglich durch das gute Fundament, das in langen Jahren gelegt wurde, zuletzt bei zehn Tagen intensiven übens in der Toskana. Sichere Intervalle, ausgezeichnete Chromatik, gründlich einstudierte Synkopen waren überdies zu bemerken. Berührende introvertierte Szenen und große aufrauschende Emotionen ohne allzu viel Pomp bewirkten, dass Chor und Rheinisches Oratorienorchester in den weit ausgreifenden Partien des „Gloria“ von Puccini, besonders aber im erst 1970 wiederentdeckten „Te Deum“ von Bizet, die eigene Begeisterung an der Musik aufs Publikum im voll besetzten Dom zu übertragen vermochten. Jubelnde, stehende Ovationen ließen nicht lange auf sich warten.
Mit einem Jugendwerk Bizets, der Ouvertüre A-Dur von 1855, ließ Bothe dem befreundeten Orchester den Vortritt. Die zahlreichen Modulationen dieser wunderbaren, ergreifenden Musik wurden mit der gebotenen französischen Leichtigkeit variiert, wirkten trotzdem nicht wie eine kunstvolle Larve: Bewegend warm und weich begann das Stück und trumpfte später durch dynamische Brillanz. Nach einem etwas zu verhaltenen Choreinstieg lief dann die „Messa di gloria“ (1880) von Puccini zur Hochform auf. Besonders die Männerstimmen sorgten im „Christe eleison“ für Drive, so dass alsbald ein frischer Sturm durch die Stimmen fegte und sich im „Gloria“ wogend und brausend zu einem einzigen Ruf der Freude steigerte. Schönsten Belcanto bot das „Qui tollis“. Das Credo geriet auf dem Grund der klangvollen Tiefe zum machtvollen Glaubensbekenntnis. Unisono zollten die Sänger im „Sanctus“ einmütig Ehrerbietung.
Als Solist spielte neben dem bewährten Bassisten Thomas Peter der Tenor Raphael Pauß eine bemerkenswerte Rolle. Er sprang buchstäblich in letzter Minute ein und wusste in den rein solistischen Beiträgen quasi „vom Blatt“ mit seiner angenehmen, resonanzreichen Stimme und klaren Diktion des lateinischen Textes zu beeindrucken. Die gute Portion Empathie gehörte unbedingt dazu, ebenso das ausgezeichnete romantische Timbre. Im „Te Deum“ von Bizet gelang ihm ein wahrer Kraftakt. Beim Bizet zeichnete sich auch die Polin Ewa Stoschek durch ihre delikate Stimmfarbe und ihre innige Interpretation des „Te ergo“ aus. Der Grafschafter Konzertchor unterstützte wie so oft den Chor des Städtischen Musikvereins erfolgreich.
MARTHA AGETHEN
Konzertchor und das Flair Italiens
30.10.2012/ RP-Lokalausgabe/ Moers
Nach seinem Debüt mit Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium im vergangenen Jahr meldete der Grafschafter Konzertchor sich mit einem Konzert in ganz anderem Stil zurück. Auf dem Programm standen Chorwerke von Puccini und Bizet, die das Publikum begeisterten.
„Das Moerser Publikum darf sich auf ein besonderes Konzert freuen“, hatte der Vorsitzende des Grafschafter Konzertchors Rainer van Lück versprochen, und allein die Kombination der Komponisten hatte viele Besucher gelockt. „Ich liebe Puccini und bin so gespannt auf die Messa di Gloria, die ich noch nie live hören konnte“, freute sich die 62- jährige Else Brünnig, die mit zwei chorbegeisterten Freundinnnen aus Baerl nach Meerbeck gekommen war. Vor dem Abend in Moers hatte das gemeinsame Konzert des Grafschafter Konzertchors und des Städtischen Musikvereins Wesel bereits eine erfolgreiche und vom Publikum umjubelte Premiere im ausverkauften Willibrordi-Dom zu Wesel erlebt.
Die Zusammenarbeit der beiden Chöre, die sich stimmlich gut ergänzen, ist bereits das vierte Projekt, das beide Chöre zusammen erarbeitet haben. „Das Konzert ist ein Höhepunkt intensiver Auseinandersetzung mit den beiden Chorwerken“, erklärt Chorleiter Hans-Günther Bode. „Beide Chöre haben seit Januar an den Stücken geprobt und im Sommer eine Woche in der Europäischen Akademie in Montepulciano damit verbracht.“ Die toskanische Sonne wirkte noch nach und ließ italienisches Flair über dem Auftritt in Meerbeck schweben. Mit Georges Bizets Ouvertüre A-Dur sorgte das Rheinische Oratorienorchester für stimmungsvolle Atmosphäre. Als dann der imposante Großchor unter der Leitung von Hans-Günther Bode schwungvoll und klangstark das „Kyrie eleison“ anstimmte, war der Zauber vollkommen. In konzentrierter Andacht verfolgte das Publikum die Musik, genoss die dynamischen und sorgsam eingesetzten Leidenschaftsausbrüche der Sängerschar ebenso wie das engagierte und erfrischend unprätentiöse Mitwirken des Tenors Raphael Pauß, der kurzfristig für den erkrankten Wolfram Wittekind eingesprungen war, und des Bassisten Thomas Peter. Zum Gesamtklang trugen entscheidend auch die Moerser Blechbläser unter Leitung von Dirk Wittfeld bei, die es unverkennbar genossen, in so großer Besetzung spielen zu können.
Mit Bizets Te Deum, in dem das Duett von Sopranistin Ewa Stoschek und Tenor Raphael Pauß beeindruckte, wurde die Programmklammer effektvoll geschlossen. Minutenlanger Applaus und einstimmiges Lob der Zuhörer: „Einfach phantastisch.“ Wer das Konzert verpasst hat, hat dazu bei der dritten Aufführung an Silvester im Xantener Dom Gelegenheit. Der Grafschafter Konzertchor plant derweil schon für 2013: Nach Grauns „Der Tod Jesu“ an Karfreitag in der Kirche zu Orsoy will er am 17. November 2013 in der renovierten Stadtkirche Moers wieder mit dem Musikverein Wesel Ludwig Meinardus Oratorium „König Salomon“ aufführen.
PETRA RIEDERER-SITTE
4.12.2011: Weihnachtsoratorium (Teil 1-3) von J. S. Bach im Willibrordi-Dom
Oratorium bezaubert im Dom
6.12.2011/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Konzert des Städtischen Musikvereins: Mehr als 500 Zuhörer waren begeistert von Bachs Weihnachtsoratorium. Das Rheinische Oratorienorchester und die 60 Sänger des Musikvereins agierten auf bekannt hohem Niveau.
Nicht wenige Musikliebhaber schätzen Johann Sebastian Bachs 1734 entstandenes „Weihnachtsoratorium“ als unverzichtbaren Höhepunkt der Adventszeit. So wurde es dieses Jahr vom Städtischen Musikverein zur Freude von rund 500 begeisterten Zuhörern im Dom vorgetragen. Es erklang die erste Hälfte des bekannten Kantaten-Zyklus‘, die die Weihnachtsgeschichte im engeren Sinne beschreibt und dabei auf zahlreiche Parodien weltlicher Werke zurückgreift. Das Weihnachtsoratorium ist ein Stoff, den der erfahrene Chor nahezu auswendig vorträgt. Diese Sicherheit schafft weiten Raum für Interpretation und Singfreude. So stand man nicht starr in Ergriffenheit, sondern zeigte auf sympathische Weise gelebte Musik, was die Präzision nicht im mindesten beeinträchtigte.
Mitreißendes Tempo
Für die großen Chöre wählte Bothe ein zügiges, mitreißendes Tempo, etwa beim prachtvoll instrumentierten Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ oder dem majestätischen Schlusschor „Herrscher des Himmels“. Der expressiven Unmittelbarkeit der Heilsaussagen im Choral entsprach der Chor je nachdem mit frischer, syllabisch einwandfreier Deklamation oder andachtsvoller Ruhe.
Das Rheinische Oratorienorchester agierte auf bekannt hohem Niveau. Mit Paukenschlag und rauschenden Streichern schuf es den prachtvollen Background für die umrahmenden Chöre. Im graziösen Siciliano-Motiv der Sinfonia fanden Engels-stimmen (Streicher) und Hirten (Bläser) im Echo zueinander. Ulrike Kamps-Paulsen (Alt) zelebrierte die Zauberarie „Bereite dich Zion“ als eine einzige Verheißung der Liebe und verlieh Marias Gesang an der Krippe „Schlafe mein Liebster“ die wärmende Aura. Die Entwicklung aus feinstem Piano zu strahlender Leuchtkraft gelang hervorragend. In »Schließe, mein Herze“ überdehnte allerdings die grundsätzlich versierte Solo-Violine von Gabi Ziebell den kontemplativen Spannungsbogen und drosselte somit den Schwung der Altistin.
Tenor Markus Francke interpretierte Rezitative hervorragend mit schlankem, klarem Klang, viel Sentiment und Suggestionskraft. Der 29-jährige Keno Brandt hatte in den Arien seine stärksten Momente und erfreute die Zuhörer mit einem voluminösen, dennoch milden und in großer Selbstverständlichkeit agierenden Bass – als sei ihm dies in die Wiege gelegt. Tina Scherer sprang als Sopran kurzfristig ein und verkündete froh den Aufruf „Fürchtet euch nicht“ des Engels an die Hirten.
MARTHA AGETHEN
Festlich und beeindruckend
6.12.2011/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Weihnachtsoratorium des Städtischen Musikvereins begeisterte.
„Jauchzet, frohlocket!“ Feierlich erschallt der Eingangschoral des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach im Weseler Willibrordi-Dom. Gebannt lauscht das Publikum den festlichen Klängen und hört andächtig zu, wie die allen bekannte Weihnachtsgeschichte musikalisch erzählt wird. Der Städtische Musikverein unter der Leitung von Hans-Günther Bothe brachte die ersten drei Teile am zweiten Adventsonntag zur Aufführung. Sie beschreiben Christi Geburt und die Verkündung der frohen Botschaft an die Hirten. Das eigentlich sechsteilige Oratorium gehört zu den berühmtesten geistlichen Werken des Barock. Bach schrieb es ursprünglich für den Gottesdienst an den Weihnachtsfeiertagen und den nachfolgenden wichtigen Festtagen. Choräle und solistische Arien
Neben eindrucksvollen Chorälen, die der Weseler Chor harmonisch erklingen ließ, wird das Oratorium von Rezitativen der Bibelstellen des Neuen Testamentes und solistischen Arien geprägt. Zum Konzert hatte der Musikverein die Altistin Ulrike Kamps-Paulsen, den Tenor Markus Francke und den Bassbariton Keno Brandt eingeladen. Anstelle der erkrankten Anja Maria Kaftan trat die Sopranistin Tina Scherer auf. Das Rheinische Oratorienorchester, welches schon oft bei Weseler Chorkonzerten mitgewirkt hat, ist für die authentische Wiedergabe klassischer Werke bekannt. Dies gelang ihm wieder hervorragend. Das Wechselspiel von Instrumentalisten, Gesangssolisten und Chor war beeindruckend. Nur wenige verspürten kein „Kribbeln“, kein Gefühl von Seligkeit. Der Großteil der Zuhörer war von den Harmonien verzaubert und von der Darbietung des Chores beeindruckt.
Seine Begeisterung zeigte das Publikum mit lang anhaltendem Applaus. Zum Dank wiederholten Chor und Orchester noch einmal den Eingangschoral, in den dann auch die Solisten mit einstimmten.
Hanna Kolkmann
29.5.2011: J. Haydn: „Die Schöpfung“
Ovationen im Dom
31.5.2011 / RP-Lokalausgabe/ Wesel
Haydns ”Die Schöpfung“: Städtischer Musikverein gab ein großes Konzert im Willibrordi-Dom. 80 Chorstimmen, Orchester und Solisten agierten nicht nur souverän, sondern erzeugten engagiert eine heitere Stimmung.
Ein strahlendes Werk mit paradiesischem Thema hatte der Städtische Musikverein, der in langer Verbundenheit mit dem Grafschafter Konzertchor (früher Hornberger) wirkt, für sein Sommerkonzert am Sonntag gewählt „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn (H XXI:2). Gott selbst singen zu lassen — das wäre Haydn denn doch zu blasphemisch erschienen und so tun es die Erzengel: Gabriel, Uriel, Raphael, verstärkt von den himmlischen Heerscharen.
Im reizvollen Wechsel von Solo-und Chorstimmen schildert das beliebte Oratorium die Schöpfung der Welt nach plastisch ausgeschmückten alttestamentarischen Szenen — zeitgeschichtlich betrachtet ein Bindeglied zwischen Händelschem Barock und der Gefühlsfreiheit der Aufklärung. 80 Chorstimmen, Orchester und Solisten agierten nicht nur souverän und sicher, sondern lebten engagiert und freudig in ihren Rollen und erzeugten eine heitere Stimmung voller Lobpreis und Freude. Eben jene Glück verheißende Liebeserklärung an die Natur, in der nur andeutungsweise Schemen von Hölle und Tod vorüberziehen. Mit sicherer Hand führte Hans-Günther Bothe beide Singgemeinschaften zum homogenen Klangkörper zusammen und konnte so eine schlüssige, sicher einstudierte Aufführung mit ästhetischen Gesamteindruck präsentieren. Die Besetzung mit dem Rheinischen Oratorienorchester und den ausgezeichneten Solisten Dorothee Wohlgemuth, Wolfram Wittekind und Thomas Peter, deren Stimmen souverän den Dom zu füllen vermochten, ließ keine Wünsche offen. Leises Unisono des Orchesters zu Beginn entsprachen dem Nichts im vorherrschenden Chaos. Soeben gab der Bass (Thomas Peter) noch Zeugnis von der vorherrschenden Finsternis. Dann, nach einem Moment des Innehaltens, dieser Moment des Triumphes, als das Licht mit lautem Chorjubel aufbricht, bevor die Himmelskörper erschaffen werden und die Erde sich mit Tier und Mensch langsam belebt. Rauschende Bäche, springende Hirsche, brüllende Löwen malten ein buntes Bild dieses Idylls.
In den zarten Streichern spiegelte sich schimmerndes Mundlicht, in den lieblichen Flöten süßer Klang „aus Rosenwolken“. Der erfrischende Sopran von Dorothee Wohlgemuth als Gabriel war ideal. Sie sang das entzückende Loblied der Vögel über der grünen Natur. Strahlend und energisch strebte ihr Sopran makellos dem hohen C zu.
Beide Männerstimmen beindruckten durch Kraft und Ausdruck. Tenor Wolfram Wittekind als Uriel kostete dazu Augenblicke voll Romantik in schmelzendem Piano, nicht ohne ein Augenzwinkern, aus. Der Bass besang die Naturgewalten und die Tiere und widmete sich quasi »tief gelegt“ dem kriechenden Gewürm. Er ergänzte sich wundervoll im Liebesduett mit Eva. Pracht und Strahlen drückten sich in den Chören wie „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ oder „Alles lobe seinen Namen“ aus.
MARTHA AGETHEN
14.11.2010: Die Aufführung von Louis Spohrs Oratorium „Die letzten DInge“ im Willibrordi-Dom und am 21.11. in St.-Johannes (Duisburg-Homberg) Vergessenes Werk fasziniert
16.11.2010/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
„Die letzten Dinge“: Musikverein präsentierte das Oratorium von Louis Spohr im Dom. Viele der 300 Zuhörer begrüßten das neue Hörerlebnis. Lang anhaltender Beifall belohnte die Akteure.
Mahnende Bläserrufe über -emporschwingenden Violinen- die Stimmung der Ouvertüre ist dramatisch-feierlich und bereitet den Boden für ein fast vergessenes oratorisches Werk über das Jüngste Gericht:, Louis Spohrs – „Die letzten Dinge“. Mit dem Rheinischen Oratorienorchester haben die Chöre des Städtischen Musikvereins und des Musikvereins Homberg einen kompetenten; zuverlässigen Partner gewonnen, der seit Jahren zum Gelingen der Konzerte im Dom beträgt. Anja Kaftan (Sopran), Andrea Keden (Alt), Eckhardt Habicht (Tenor) und Michael Adair (Bass) identifizieren sich- als Solisten fühlbar mit den Inhalten, sind als Quartett, wie eine einzige Stimme flehend, ganz zurückgenommen. Viele der 300 Zuhörer begrüßten das neue Hörerlebnis. Lang anhaltender Beifall belohnte gestern die Akteure.
Wettstreit mit dem Orchester
Die Schilderung der Apokalypse wird in dem zweiteiligen Werk umrahmt von Lobpreis und Ehrfurcht vor dem Herrn. Das Oratorium ist heutzutage unverbraucht, man begegnet ihm vorurteilsfrei. HansGünther Bothe, der das Stück sorgfältig einstudiert hat, hat da einen guten Griff getan. Es liegt dem Chor, alles sitzt. Die Stimmen mischen sich gut. Es entsteht ein Wettstreit mit dem Orchester, das zahlenmäßig den Sängern kaum nachsteht. Auf weiten Strecken bildet der Chor das verhaltene Echo der Solisten. Mit Überzeugungskraft verkündet er das Lob des Herrn: „Groß und wunderbarlich sind deine Werke“.. In fesselnden, dramatischen Passagen kehrt er Furcht und Entsetzen vor dem Inferno des letzten Gerichts heraus, „Gefallen ist Babylon“, Der ausgezeichnete Solotenor zelebriert mit gut dosiertem Pathos ‚:das „Heilig“, singt hingebungsvolle Rezitative, die klar den Weg weisen auf ein Leben nach dem Tode, und wird später Kraft und Stärke verkörpern in seiner Mahnung: „Die Stunde des Gerichts ist gekommen.“ Die Sopranistin, ebenfalls eine exzellente Wahl, widmet sich mit Strahlkraft und klarer stimmlicher Schönheit. in „Siehe, er kommt in den Wolken“‚ der Hoffnung auf ein ewiges Leben.
Die sensiblen, leuchtenden Höhen bringen beim Hörer längst vergessene Saiten zum Klingen. Ihre Verkündigung „Sieh, einen neuen Himmel“ belegt in idealer Weise die Suggestivkraft von Musik gegenüber dem Wort. Zu Beginn der Sinfonia bringt das Orchester Verve und Dynamik ins Spiel, begegnet der meisterhaften Instrumentationstechnik des Komponisten mit Eleganz und Festlichkeit. Vorübergehend ist alles apokalyptische Entsetzen vergessen. Dann beginnen die dunklen Endzeitvisionen des Basses, das Orchester steuert ein Gänsehautgewitter bei. „Selig sind die Toten“ kleidet das Quartett in würdevolle Elegie.
MARTHA AGETHEN
Dem Ende der Welt entgegen
16.11.2010/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Ein eindrucksvolles Bild und ein imposantes Programm im Willibrordi-Dom. Lauter Applaus zum Schluss Das eindrucksvolle Bild der vielen Musiker des Rheinischen Oratorienorchesters und der rund 100 Sängerinnen und Sänger der beiden Chöre der Städtischen Musikvereine Wesel und Homberg ließ im Dom schon bevor der erste Ton gespielt war auf eint imposantes Programm unter dem Titel „Die letzten Dinge“ hoffen.
Nach der Unruhe beim Stimmen der Instrumente, breitete sich eine erwartungsvolle. Stille im Kirchenraum aus, bis dann die aufwühlende Musik begann.Pathetisch schien schon die Ouvertüre alles zu vereinen, was im Laufe des Konzertes passieren sollte. Das Oratorium von Louis Spohr. beschreibt verschiedene Endzeitvisionen, die das Orchester in eine gespannte Stimmung umsetzte, eine Art Ungewissheit vor einem Ende der Welt: Nach dramatischem- Ansatz wandelte sich die Musik: Sie wurde fließender, verbreitete fast Hoffnungsvolles.
Vor dem jüngsten Gericht
Als die Chöre mit dem kraftvollen vollen „Preis und Ehre ihm“ einsetzten, ging dies den vielen Zuhörern „untere die Haut“. Gemeinsam mit den vier Solisten Anja Maria Kaftan (Sopran), Andrea Keden (Alt), Eckhardt Habicht (Tenor) und Michael Adair (Bass) zeichneten die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Hans-Günther Bothe stärke Bilder, gingen mit dem Publikum dem Ende der Welt entgegen. So sah man sich vor dein bedrohlichen jüngsten Gericht, fand zu Gott. Immer positiver wurde die Stimmung, immer warmer die Klänge: Die Entstehung einer neuen Welt war zu erspüren. Nach den Worten. „Sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit“ breitete sich zunächst wieder eine gespannte Stille im Dom aus. Nicht sofort vermochten sich die Zuhörer von dem beeindruckenden Konzert zu lösen. Dann zeigten sie ihre Begeisterung mit lautem Applaus.
Anna Blaswich
Kraftvolles Hörerlebnis
23.11.2010/ RP-Lokalausgabe/ Duisburg
Der Musikverein Homberg und der Chor des Städtischen Musikvereins Wesel haben das Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr aufgeführt. Am Ende gab es langen Beifall für alle Musiker.
HOMBERG Feierlich und gleichzeitig dramatisch erklang die Ouvertüre eines großartigen Werkes, das schon fast in Vergessenheit geraten ist. Die Bläserrufe mahnten über den Streichern, der rund 80-köpfige Chor leistete gute Arbeit. Der Musikverein Homberg und der Chor des Städtischen Musikvereins Wesel haben am Totensonntag das Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr aufgeführt.
Der Text dieses zweiteiligen Oratoriums wurde von Hofrat Friedrich Rochlitz nach Worten der Heiligen Schrift zusammengestellt. Mit dem Rheinischen Oratorienorchester haben die beiden Chöre einen kompetenten, zuverlässigen Partner gewonnen. Mit der St. Johannes-Kirche hatte man auch für einen guten Konzert-Ort gesorgt. Das Mittelschiff war bei diesem Konzert gut gefüllt. Und die, die gekommen waren, begrüßte ein neues Hörererlebnis: Wann gibt es schon einmal ein großartiges Werk zu hören, das schon fast in Vergessenheit geraten ist?
Lobpreis Gottes
Hans Günther Bothe, musikalischer Leiter, der den Homberger Chor im Sommer 2007 übernommen hatte, -bewies ein gutes Händchen. Er hatte alles gut im Griff, und mit den Solisten Anja Kaftan (Sopran), Andrea Keden (Alt), dein Tenor Eckhardt Habicht und dem Bassisten Michael Adair waren auch die richtigen Sänger eingesetzt worden. Sie machten ihre Sache gut. Viele Rezitative, also eine Art Sprechgesang, enthielt das Oratorium. In seinem ersten Teil standen der Lobpreis Gottes als Dank für die Errettung nach dem Ende der Welt und Gottes Allmacht im Zentrum. Da intonierte der Chor beispielsweise: „Preis und Ehre ihm, der da ist, der da war und der da kommt.“. Ruhig und andächtig waren die Töne dagegen beim „Heilig, heilig“ in Verbindung mit dem Tenor.
Das Ende der Welt Im zweiten Teil ging es um das Ende der Welt. Viele Passagen wurden dramatisch gesungen. Bei einer Schilderung über das Jüngste Gericht waren Furcht und Entsetzen vor dem Inferno eindeutig erkennbar. Bemerkenswert war auch die Schlussfuge mit kräftigem Ausdruck Sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen, Halleluja, Amen!“ Eine sorgfältige Vorbereitung und eine professionelle Zusammenarbeit mit dem Orchester sorgten für ein geschlossenes Klangbild.
DIETER KRÜSSMANN
Eine vertonte Apokalypse
23.11.2010/ NRZ-Lokalausgabe/ Duisburg
Das Spohr-Oratorium „Die letzten Dinge“ mit einem Konzert in der Homberger-Johannes-Kirche aus der Vergessenheit geholt. Der Komponist Louis Spohr ist heute einer der großen Unbekannten der Musikgeschichte, doch gelegentlich werden einzelne Werke der Vergessenheit entrissen. So hat Stargeigerin Hillary Hahn sein 8. Violinen-Konzert auf CD eingespielt. Der Musikverein Homberg nahm sich jetzt gemeinsam mit dem Chor des Städtischen Musikvereins Wesel des Spohr-Oratoriums „Die letzten Dinge“ an. In der Homberger St.-Johannes-Kirche war unter der Leitung von Hans-Günther Bothe eine hörenswerte Aufführung zu erleben. Das 1829 uraufgeführte Oratorium „Die letzten Dinge“ beruht auf der Johannes-Offenbarung, ist also eine vertonte Apokalypse. Diese hört sich bei Louis Spohr aber weitgehend versöhnlich an, ist sie doch mit der Hoffnung auf einen milden und vergebenden Gott verbunden.
Komponist der Frühromantik
In seiner Instrumentierung kann man unschwer erkennen, dass Spohr ein Komponist der Frühromantik ist, immer wieder fallen klangliche ähnlichkeiten zu Robert Schumann oder Felix Mendelssohn-Bartholdy auf. Deren Qualität erreichen Spohrs Melodien aber nicht. Trotzdem ist „Die letzten Dinge“ ein Oratorium, das den Hörer anspricht und gefangen nimmt. Hans-Günther Bothe als musikalischer Leiter betonte besonders den feierlichen und nachdenklichen Tonfall des Werkes, spornte seine Chöre und das Rheinische Oratorien-Orchester an den notwendigen Stellen zu dramatischen Höhepunkten an. Seine beiden Gesangsvereine, den Musikverein Homberg und den Chor des Städtischen Musikvereins Wesel, hatte Bothe sehr gut vorbereitet. Die beiden, hier vereinigten Chöre sangen sehr textverständlich. In den mehrstimmigen Sätzen, ließ Bothe meist einzelne Hauptstimmen hervortreten, die so als melodisches Zentrum herausragten.
Eine lohnende Entdeckung
Gut ausgewählt waren die vier Solisten. Sopranistin Anja Maria Kaftan gestaltete ihrer Rezitative mit lyrischer Zurückhaltung, während sie den Arien mit ihrer sicheren und strahlenden Höhe Glanz verlieh. Vokalen Wohlklang bot Altistin Andrea Keden. Schlank und sehr beweglich zeigte sich der Tenor von Eckhardt Habicht, der auch über die nötige Kraft für die dramatischen Ausbrüche dieses Werkes verfügt. Bassist Michael Aldair gefiel mit seiner sehr ausgewogen und sonor klingenden Stimme. In den Quartetten des Oratoriums, besonders in „Selig sind die Toten“, verschmolzen die Stimmen der vier Solisten klanglich sehr schön miteinander. Nach dem großen und feierlichen Schlusschor „Du allein bist heilig“ spendete das Hornberger Publikum viel Beifall für Orchester, Chöre, Solisten und den musikalischen Leiter Hans-Günther Bothe. „Die letzten Dinge“ war eine lohnende Entdeckung.
Rudolf Hermes
25. April: Gemeinsam mit der Domkantorei: Chor- und Orgelkonzert im Dom
Französischer Klang begeisterte
27.4.2010/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Der Städtische Musikverein und die Domkantorei gaben ein beindruckend gelungenes Chor- und Orgelkonzert im Weseler Willibrordi-Dom.
Im gemeinsamen Konzert von Kantorei und Chor des Städtischen Musikvereins im Dom stand als herausragender Höhepunkt der gemeinsam vorgetragene; prächtige Schlusspsalm von Cesar Franck für Chor und Orgel innerhalb einer‘ Reihe an romantischen, Psalmgesängen. Nach dem Orgelintro, das unverkennbar die Handschrift von Domorganist Ansgar Schief trug, eröffnetem die Chorbässe unter Leitung von Hans-GÜnther Bothe- verhalten das Alleluja; das, von Stimme zu Stimme weitergereicht, alsbald aufblühte. Die große Strahlkraft des Werkes war hervorragend umgesetzt, die schwelgend romantische Note mit entsprechender „, FÜlle in ständigem fließenden Wachsen und Schmelzen der Stimmen großformatig vorgetragen doch nie dick aufgetragen.
Wunsch nach Mehr geweckt
Alles blieb transparent, glänzend bewegte sich der Chor auf dem Parkett ungewohnter Harmonien der französischen Musik, leuchtend schwangen sich Oberstimmen in die Höhe. Es ergab sich ein dynamisch differenzierter, eleganter Gesamteindruck, weit weg von massiv-pompösen, ja soldatischen Aufmärschen, Wie andernorts. Der Wunsch nach einem Mehr an französischer Klangkultur am Niederrhein war geweckt. Franck, geboren im – Dreiländereck bei Aachen, nahm ja erheblichem Einfluss auf die französische Schule, Unter weiteren Originalbearbeitungen, begeisterten Werke . des jüdischen. Komponisten Lewandowski aus dem Psalmenbuch, unterlegt mit deutschem Text zum christlichen oder jüdischen Gebrauch. Dem lyrisch-stimmungsvollen und dennoch von innerer Kraft getragenen Charakter der Vertonungen, die dem Polen den Beinamen „Mendelssohn der Synagogalmusik“ eintrugen, folgten die Chöre in Psalm 100 „Jubelt dem Ewigen alle Lande“ oder Psalm 67 „Gott sei uns gnädig“; dem Sopran gebührt Lob fÜr einen leuchtenden Solovortrag. Mit gelöster Osterfreude hatten die Chöre im Carol „Jesus is risen today“‚ Geschlossenheit und WÜrde zu Konzertbeginn demonstriert.
Hans-GÜnther Bothe erfreute‘ mit der jubelnden, rhythmisch betonten Interpretation des Präludiums C-Dur von J.S. Bach. Ansgar Schlei demonstrierte mit der Sonate III A-Dur von Mendelssohn Bartholdy seine Fähigkeiten als Orgelvirtuose und verband gewaltige Fuge, Hochzeitsmusik und den Passionschoral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ zum rauschhaften, orchestralen Ganzen. Einzeln stellten sich die Chöre mit romantisch inspirierten Werken des 20. Jahrhunderts vor: die Kantorei mit Stanfords „Magnificat“ und Kutters „Look at the world`; der Musikverein mit Kirchenchören des Norwegers Arild Sandvold. Etwas störend wirkten zahllose Auf- und Abgänge der Sänger am schwer zu begehenden Podium.
Martha Agethen
Chor-und Orchesterkonzert am 8. November 2009: „REQUIEM“ von Ferdinand Schubert und „CÄCILIENMESSE“ von Joseph Haydn
Wellenbewegungen im Dom
10.11.2009/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Cäcilienmesse: Der städtische Musikverein präsentierte ein Programm, das das Publikum begeisterte.
Die zahlreichen Besucher des Willibrordi-Doms erwartete am Sonntagabend ein beeindruckendes Programm. Der städtische Musikverein präsentierte im Chor- und Orchesterkonzert die Cäcillienmesse von Josef Haydn und das Requiem von Ferdinand Schubert. In der historischen Atmosphäre des Doms, im warm strahlenden Kronleuchterlicht vor der großen Orgel, wirkten die Musiker des Rheinischen Oratorienorchesters und die Sängerinnen und Sänger des Chors des Musikvereins mitsamt den vier Solisten imposant. Und nicht nur der Anblick überzeugte die Zuhörer. Schon die ersten Töne von Schuberts Requiem begeisterten. Sanfte Streicher, ergänzt durch die schwebenden Stimmen des Chors, die sich in Wellenbewegungen im Kirchenraum ausbreiteten.
Mit dem dramatischen Requiem op. 9 von Ferdinand Schubert wollte der Musikverein nicht nur des 150. Todestages des Komponisten gedenken, sondern vor allem auch an die brüderliche Zuneigung erinnern. Das starke Band, das zwischen Ferdinand und seinem jüngeren und musikalisch erfolgreicheren Bruder Franz bestand. Ihm widmete Ferdinand Schubert sein bedeutendstes Kirchenmusikwerk. Dramatisch anschwellend, stark und kraftvoll unterstützt vom donnernden Trommelwirbel präsentierten Chor und Orchester das Stück. Obwohl bereits die Musik ausreichte, die Stimmung und die Botschaft des Requiems zu verstehen, konnte das Publikum sowohl den lateinischen, als auch den übersetzten deutschen Text mitverfolgen und so noch besser mitfühlen und mitleben.
Die Solisten rundeten das erste Musikstück ab. Die starke Sopranistin Dorothee Rabsch, der klare Tenor Markus Francke und der wohlig klingende Bass Heiko Schulz setzten Akzente. Nach dem ruhigen Ende dieses beeindruckenden ersten Liedes, ließ sich das Publikum einige Momente Zeit, den Nachklang zu genießen, bevor es mit Applaus den Dom erfüllte. Als zweites Stück wurde die Cäcilienmesse präsentiert.
Festlich begann ein Dialog zwischen Tenor Francke und dem Chor. Die Sängerinnen und Sänger antworteten voluminös und umarmend auf die klare Stimme des Solisten. Das „Kyrie“ belebten die tänzelnden Streicher, die sich beim „Gloria“ bis zu mitreißender Uberschwänglichkeit steigerten, um dann geradezu mystisch und schwer zu werden. Die Lebendigkeit. und die Abwechslung innerhalb des Liedes, machten das Genießen leicht und vor allem das Zuhören spannend. Mit der bestimmend betonten Bitte „Dons nobis purem“ „Gib uns den Frieden“ – endete die mehr als einstündige Messevertonung Haydns und hinterließ ein begeistertes Publikum.
Anna Blaswich
Chorgesang hat sich gesteigert
10.11.2009/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Das regelmäßige Training mit einer professionellen Stimmbildnerin zahlt sich aus: Beim Oratorienkonzert des Städtischen Musikvereins im Willibrordi-Dom gelang dem Chor eine klangliche Ausgewogenheit.
Die beharrliche Wiederaufbau-Arbeit des Chores des Städtischen Musikvereins unter seinem künstlerischen Leiter Hans-Günther Bothe trägt Früchte. Das regelmäßige Training mit einer professionellen Stimmbildnerin, die auf notwendige Exaktheit zielenden Proben, die Perspektiven einer flexiblen Programmgestaltung , weg von einseitiger Traditionsverhaftung, diese Faktoren trugen wesentlich dazu bei, Lust und Format des Chorgesangs zu steigern. Offenbar und zum Schluss mit Ovationen belohnt wurde das am Sonntag im nahezu voll besetzten Willibrordi-Dom.:
Dem 200. Todestag von Joseph Haydn und dem 150. Todestag von Ferdinand Schubert (1794 – 1859), dem wenig bekannten Bruder Franz Schuberts, war das Programm gewidmet. Ferdinand Schuberts Requiem op. 9 war an den Anfang des Konzerts gesetzt – eine gute Entscheidung. So wurden die Hörer mit dessen Musik bekannt gemacht, ohne zuvor vom genialen Haydn gebannt zu sein. Die relativ ungewohnte Artikulation lateinischer Texte in der nachhallenden großen Kirche gelang bemerkenswert zufriedenstellend.
Solisten waren topfit
Sehr schön begann das Requiem mit einem leisen Orchester-Vorspiel, das nahtlos zum Chor-Einsatz führte. Bothes ruhiges Dirigat stärkte Chorsänger und Solisten und fügte das aufmerksam begleitende Rheinische Oratoriumsorchester behutsam in das engagierte große Ensemble ein. Schon jetzt zeigten sich die stimmlichen Qualitäten aller Mitwirkenden. Trotz der relativ wenigen Männerstimmen gelang dem Chor die klangliche Ausgewogenheit. Und die Solisten – Dorothee Rabsch (Sopran), Ulrike-Kamps-Paulsen (Alt), Markus Francke-(Tenor), Heiko Schulz (Bass) -waren topfit.
Haydns Cäcilienmesse, diese umfangreich vertonten Liturgie-Texte, begann mit den unvermittelt einsetzenden, eindringlichen Rufen des Chores, dem eine große gesungene Fuge folgte. Als besonders weit ausgefächert erwies sich das Gloria. „Laudamus te“, die Lobpreisung Gottes, hob sich mit einer Sopran-Arie wunderbar aus dem Kontext und leitete zur Danksagung des Chores “ Gratias agimus tibi“ über. Gläubige, fast heitere Zuversicht charakterisierte den Gesang von Chor und Solisten im sprachlich eher dunkel gestimmten „Miserere nobis“ In den kompositorisch etwas kürzer ausgearbeiteten Texten „Credo“ und „Sanctus“ gefielen: ebenso alle Mitwirkenden. Ein kurzes „Schwimmen“ des Chores wurde rasch und unaufgeregt aufgefangen, ohne den guten Gesamteindruck zu schmälern. Der
steigerte sich noch beim geradezu jubelnd dargebotenen „Benedictus“ und „Agnus Dei“. Dank für die Leistung.
Hanne Buschmann
Chor-und Orchesterkonzert am 8. Februar 2009: „ELIAS“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy
„ELIAS“: 100 Sänger im Dom
10.2.2009/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Der Städtische Musikverein und der Musikverein Homberg erwiesen mit der Aufführung des „Elias“ Felix Mendelssohn-Bartholdy seine Reverenz. Im Willibrordi-Dom behielt der Chor drei Stunden lang seine Spannkraft.
„Und der Prophet Elias brach hervorwieein Feuer!“ 750 Besucher erlebten im Dom mit Erschauern diese hochdramatische Szene aus dem Oratorium“Elias“ einer von vielen Höhepunkten in dem opulenten, farbenprächtigen Musikgemälde der Romantik. Der Chor des Städtischen Musikvereins. hatte sich für dieses frenetisch bejubelte Konzertereignis mit dem Musikverein Duisburg-Homberg unter gleicher Leitung (Hans-Günther’Bothe) zusammengeschlossen.
Akzent zum Mendelssohn-Jahr
Bis zum letzten Ton nach nahezu drei Stunden behielt der Chor die Spannkraft. Ihm gelang, ein lebendiges, kontrastreiches Bild des Geschehens zu zeichnen. In der sorgfältigen Einstudierung herrschte Präzision vor; das bedeutete auch saubere Tonformung in Dissonanzen und Einsätze in den verzähnten Chor-Solisten-Passagen.. Diesmal verteidigte der klangvolle Sopran innerhalb des rund 100-köpfigen Sängervolkes die Pole-Position. Auch interpretatorisch – von mitreißend dynamischer, achtstimmiger Götzenbeschwörung „Baal, erhöre uns!” bis zu lyrisch und melodisch breit geführtem Trostgesang „Wer bis an das Ende beharrt“ – ragte das Konzert in der Chorgeschichte hervor.
Die. Spitzenposition unter. den Solisten fiel Stefan Adam als charismatischem Titelhelden zu. Ein wunderbarer, voluminöser Bass, der Stimmungen auszuloten verstand und enormes Durchhaltevermögen bewies. In glaubhafter Weise verkörperte er die furchterregende Gottesvorstellung des Alten Testaments, beschwörende prophetische Kraft und Stärke, Zorn und Demut, Todessehnsucht und Versöhnlichkeit, war Wundertäter und des alleinigen Gott. „Wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt.“ Das Rheinische Oratorienorchester war der bewährte, niveauvolle Partner, zeichnete in der Ouvertüre die Hungersnot als bedrückendes Bild in Moll, malte die naturalistischen Momente Volkszorn, Feuer, Sturm und Regen. Ob schwerer Gläserakkord, heftiges Tremolo oder fließende Streicherfiguren, stets fügte sich das Orchester bestens ins Stimmungsbild.
Stimmliches Leuchten
Tina Scherer (Sopran). spielte eine glänzende Rolle als Witwe, deren Kind durch ein Wunder ins Leben zurückfindet, ihre Verzweiflung, ihr Glück. In der vergleichsweise kleinen Rolle des Knaben, der im Duett mit dem Elias nach dem ersehnten Regen Ausschau hält, gefiel mit feinem stimmlichen Leuchten die junge Sopranistin Anna Rosenstock. Der Alt (Barbara Bergner) erschuf eine zarte Engelsfigur. Ein sehr lichtes weibliches Engelsterzett begleitete den Elias in die Wüste. Die Rolle des Tenors übernahm Wolfram Wittekind.
Martha Agethen
Applaus für „Elias“
10.2.2009/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel: Elias
Die Mitglieder des Musikvereins Wesel begeisterten im Willibrordi-Dom etwa 800 Zuhörer mit ihrer Darbietung des Oratoriums. Als im Jahr 1846 Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium „Elias” in Birmingham uraufgeführt wurde, brachte ein Sonderzug aus London die Aufführenden und sicherlich viele Besucher dorthin. Zur Aufführung des Werkes am Sonntagabend im Weseler Willibrordi-Dom fuhr kein Sonderzug. Dafür schlängelte sich vor und nach dem Konzert ein Auto-Korso mit rund 800 Besuchern durch die Straßen um das Gotteshaus.
Der Städtische Musikverein Wesel, zusammen mit dem Musikverein Homberg, dem Rheinischen Oratorienorchester und sechs Solisten, spielte das gewaltige Oratorium, eines der umfangreichsten geistlichen Chorwerke des 19. Jahrhunderts. Als Dirigent Hans-Günther Bothe nach fast drei Stunden den Taktstock senkte, wurden die Musiker für ihre fantastische Darbietung mit minutenlangen stehenden Ovationen belohnt. Sie hatten die vielfältigen Emotionen des musikalischen Schlachtengemäldes und alttestamentarischen Dramas um die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen mit hervorragender Klangkraft und sehr guter Dramaturgie herübergebracht. Das biblische Geschehen aus dem 1. Buch der Könige nahm Mendelssohn-Bartholdy als Grundlage für seinen „Elias”. Es geht um Dürre, Feuer, Regen und den Kampf der alten Götter gegen den „neuen” Gott des Propheten. Das berühmte Spätwerk des Komponisten, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern würde, ist ein strenges barockes Tongebäude, ausgemalt mit groß angelegten romantischen Klangbildern.
Besonders beeindruckend war das fast opernhafte Zusammenwirken von Chor und Solisten. Dynamisch sehr variabel wandelten sich die Sänger vom fanatischen Volk, das in der spannungsgeladenen Feuerprobe den Gott Baal anfleht, er möge Feuer schicken, zur ebenso blindwütigen Menge, die den Tod des Propheten Elias fordert. Dann wieder zeichneten sie das musikalische Bild einer elysischen Engelschar, durch dessen transparenten Klang das wunderbar klar gesungene Terzett der Engel „Hebe deine Augen auf” hervorkam.
Auch das einfühlsame und genaue Spiel des Orchesters sowie die Stimmen der Solisten, nicht nur im berühmten Terzett, waren ein Genuss. Barbara Bergner (Alt) und Tina Scherer (Sopran) waren kurzfristig für die erkrankten eigentlichen Besetzungen eingesprungen und beide beeindruckten im Dom mit einem wunderschönen Timbre. Anna Rosenstock (Sopran) und Annette Leu (Alt) konnten in kürzeren Passagen ebenfalls die Leuchtkraft ihrer Stimmen zeigen. Die Parts des Elias, Obadjah und König Ahab wurden von Wolfram Wittekind (Tenor) und Stefan Adam (Bass) hervorragend mit Klang gefüllt.
Carolin Reintjes
Chor-und Orchesterkonzert am 16. März 2008: „Stabat mater“ von J. Haydn und „Les corps glorieux“ von O. Messiaen
Stehende Ovationen im Dom
18.3.2008/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Chor- und Orchesterkonzert des Städtischen Musikvereins war sehr gut besucht.
Zu einem Ganzen geformt: Haydns Stabat Mater und Visionen aus Messiaens Orgelwerk „Les corps glorieux“.
Nachdem Solo-Sopran und Chor den letzten Vers der Bitte „fac ut animae donetur Paradisi gloria. Amen – lass meine Seele erben des Paradieses klaren Schein…“ – leise, verinnerlicht gesungen hatten, blieb es im Willibrordi-Dom einige Augenblicke still. Dann wurde lange applaudiert, zuletzt stehend. Das Chor- und Orchesterkonzert des Städtischen Musikvereins am Sonntagabend in der sehr gut besetzten Stadtkirche war angenommen. Mehr: es wurde belohnt. Sorgfältige Vorarbeit war vorausgegangen (RP berichtete); der musikalische Leiter Hans-Günther Bothe forcierte nichts, er dirigierte umsichtig, das Ganze im Blick haltend. Aufmerksam unterstützt wurde er von der Konzertmeisterin des Rheinischen Oratorien-Orchesters. Jenes Ganze war Joseph Haydns frühe Vertonung des Stabat Mater und darein geflochten drei Visionen aus Olivier Messiaens Orgelzyklus „Les corps glorieux“ – Das Leben der Auferstandenen.
Eine vielleicht kühne, aber überzeugende Entscheidung Bothes, denn sie erwartete von den Hörern, sich für neue Orgeltöne zu öffnen. Das schon am Anfang. Sabine Steinmetz, eine hervorragende, in Stuttgart wirkende Organistin, stimmte mit der ersten, auf Transzendenz zielenden Vision von der „Feinheit der verklärten Leiber“, auf das Thema ein. Der Solo-Tenor (Markus Francke mit etwas dunklem Timbre) und der Chor, begleitet vom Orchester, sangen die Worte von der tief trauernden Mutter Christi.
Die ergreifende (Mezzo-)Arie „Welch ein Schmerz“, gesungen von der Altistin Alexandra Thomas, berührte mit warmem Klang. Begabt mit einem reinen, klangschönen Sopran sang Judith Hoffmann ihre Soli. In der Arie „Für seiner Brüder Schulden sah sie Jesus Marter dulden“ erhob sich mächtig Thilo Dahlmanns Bass. Dem gut gerüsteten Chor gelangen auch schwierige Stellen. Im Chorsatz „0 du Mutter, Brunn der Liebe“ flossen die verschiedenen Linien der Stimmen bruchlos ineinander. Danach schnitt Messiaens „Kampf zwischen dem Tod und dem Leben“ mit klirrenden Orgeltönen naturgemäß ins Trommelfell – bis zur Pause der Erschöpfung, nach der anmutige Melodien befreiten. Mit Haydns hoffnungsfroher Musik, Messiaens „Freude der und Klarheit der verklärten Leiber“ und dem Schlussgebet endete das bewegende Konzert.
INFO
Wichtige Stellung
Der traditionsreiche Städtische Musikverein arbeitet weiter an seiner wichtigen Stellung im Kulturleben. Am 8. Februar 2009 führt er im Willibrordi-Dom das Oratorium „Elias“ von Mendelssohn-Bartholdy auf. Der Chor des Musikvereins lädt Interessenten zum Mitsingen ein. Proben donnerstags ab 20 Uhr in der Aula der Realschule Mitte. Infos gibt’s beim Chorleiter, Telefon 02151483725.
HANNE BUSCHMANN
Mühelos und schön
18.3.2008/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Der Chor des Städtischen Musikvereins hat am Sonntagabend mit Joseph Haydns „Stabat mater“ seinen Platz im Weseler Konzertleben nachdrücklich behauptet. Seit dreieinhalb Jahren leitet Hans-Günther Bothe die Sängerinnen und Sänger, und die Qualität und Homogenität der Stimmen hat sich in dieser Zeit von Mal zu Mal gesteigert. Lediglich die Stimmenbesetzung kann noch nicht ganz zufrieden stellen: Wie bei vielen Chören könnten auch beim Musikverein die Männerstimmen Zuwachs vertragen.
Haydn hat im „Stabat mater dolorosa“ Marias Schmerz angesichts ihres am Kreuz sterbenden Sohnes dargestellt. Der Chor war bei der Hälfte von insgesamt zwanzig Strophen gefragt. Er erfüllte diese Aufgabe mühelos und schön. Dazwischen waren wunderbare Arien der vier Solisten (Judith Hoffmann/Sopran, Alexandra Thomas/Mezzosopran/Alt, Markus Francke/Tenor, Thilo Dahlmann/Bass) zu hören. Die Sopranistin und der Bass füllten den gut besuchten Dom mit ihren schönen, voluminösen Stimmen. Die Altistin und der Tenor hatten manchmal Mühe, sich gegen den Chor und das sehr klangvoll spielende Rheinische Oratorien-Orchester zu behaupten.
Messiaen als totaler Gegensatz
Zu Beginn, in der Mitte und am Schluss des Konzertes interpretierte Sabine Steinmetz (Stuttgart) drei Sätze aus Olivier Messiaens Orgelzyklus „Les corps glorieux“. Das 1939 – kurz bevor der Komponist zum französischen Militär eingezogen wurde und später in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet – entstandene Werk trägt den Untertitel: „Sept Visions de la vie des ressuscités“ (Sieben Visionen über das Leben der Auferstandenen). Messiaens Musik stand in totalem Kontrast zu Haydns eingängigen Melodien und Harmonien. Disharmonien und Cluster bestimmten die Sätze, und besonders „Der Kampf zwischen dem Tod und dem Leben“, der das Stabat mater in zwei Hälften teilte, erforderte – auch wegen seiner Länge – einiges an Geduld und Leidensfähigkeit vom Publikum. Das bedankte sich für das fast zweistündige Konzert, indem es sich erhob und lang anhaltend applaudierte.
FRIEDRICH BORNEMANN
Chor-und Orchesterkonzert am 4. November 2007: „Schicksalslied“ von J. Brahms und „C-Dur Messe“ von L. v. Beethoven
Fusion der Chöre gelungen
6.11.2007/ RP-Lokalausgabe/ Wesel
Projektbezogene Zusammenarbeit: Städtischer Musikverein und Niederrheinischer Singkreis sorgten mit dem Rheinischen Oratorienorchester für eine ergreifende Aufführung im Willibrordi-Dom.
Um den gewaltigen Klangdimensionen in Beethovens Kirchenmusik sowie der sensiblen Hörsamkeit im großen Willibrordi-Dom Rechnung zu tragen, bedarf es eines breiten sängerischen Fundaments. So gebot die Vernunft, für die Aufführung der Messe C-Dur Chöre projektbezogen zu fusionieren: den Städtischen Musikverein und den Niederrheinischen Singkreis. kreis. Am Sonntag gelang gemeinsam mit dem Rheinischen Oratorienorchester eine ergreifende Aufführung mit aufpoliertem Klangglanz, Überzeugungskraft und fesselnden dramatischen Akzenten.
Die günstige Konstellation prägte auch die (weltliche) Kantate „Schicksalslied“ von Brahms nach Hölderlins Gedicht über menschliches Leid und die Heiterkeit der Götter. Der Chor interpretierte mit weicher Tongebung und plastischer Textgestaltung die poetische Eingangsstimmung „Ihr wandelt droben im Licht, selige Genien“- vom Orchester zuvor in dunklen Harmonien, unter die sich Pauken wie dumpf pulsierender Herzschlag mischten, vorbereitet.. Nach dem bewegt fließenden Gesang folgte im zweiten Teil apokalyptische Gruselstimmung mit Staccato-Attacken, ein Abstieg zur Hölle, der in Verzweiflung mündet: „Wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen“. Die unversöhnlichen Pole worden durch den seligen Orchesterepilog mit schönem Flötenpart gemildert.
Schmerz, Dramatik, Frieden
Geschärfte Dualität des Ausdrucks beflügelte gleichermaßen die Interpretation der C-Dur-Messe. Die von Beethoven am Wort komponierten Gegensätze von Irdischem und Göttlichem wurden. atemlos vom Publikum mit vollzogen: Schmerz, wenn Barmherzigkeit im „Miserere“ (Gloria) erfleht wird, Dramatik, wenn der Chor im Credo, reglementiert von den mächtigen Pauken, das Jüngste Gericht androht. Todesgrauen, wenn gruftig düster von „sepultus est“ die Rede ist, Agonie, w9in in gehetzten Schüben Panik ertönt im „Miserere“ („Agnus Dei“), das wiederum durchsetzt ist vom ruhigen Frieden im „Dona nobis“ der Solisten. Souveräne Lockerheit zeichneten das fugierte „Cum sancto spiritu“.und „Et vitam venturi saeculi“ aus.
Anrührender Strahlglanz
Das hervorragend aufeinander bezogene Solisten-Ensemble bestach im Benedictus und im Adagio „Et incarnatus est“. Gute Diktion und überzeugungskraft beim Tenor (Gerhard Brückel), warmes. Timbre beim Alt (Ulrike Kamps-Paulsen), anrührender Strahlglanz beim Sopran (Cecilia Mutsaerts), gut ergänzt von Matthias Zangerle (Bass). Mit langem Applaus entlohnte das Publikum, das die abschließende Stimmung von Freude und Hoffnung mit heim nahm, die Mitwirkenden.
MARTHA AGETHEN
Die viele Arbeit hat sich gelohnt
06.11.2007/ NRZ-Lokalausgabe/ Wesel
Brahms und Beethoven haben im vollen Willibrordi-Dom begeistert. 80 Sängerinnen und Sänger sowie das Rheinische Oratorienorchester und Solisten füllten den Altarraum komplett aus. Klassikfreunde des Niederrheins ließen sich das Gemeinschaftskonzert des Städtischen Musikvereins mit dem Niederrheinischen Singkreis nicht entgehen. Wieder einmal hatte sich die intensive Probenarbeit gelohnt: stehende Ovationen und minutenlanger Applaus verabschiedeten die Akteure am Ende des über einstündigen Konzerts.
Als „eine große Freude“ empfand der stellvertretende Vorsitzende des Musikvereins, Klaus-Ulrich Schmidt, die Zusammenarbeit mit den vielen hochkarätigen Musikern. Die Werke selbst machten das Großaufgebot nötig. Der Orchestrierung von zwölf Bläsern, Pauken und großem Streichersatz stand mit den beiden Chören ein adäquates Klangvolumen gegenüber. Hans-Günther Bothe leitete das Konzert, welches mit Johannes Brahms „Schicksalslied“ begann. Den Text schrieb Friedrich Hölderlin, dessen Gedicht Brahms 1868 so sehr berührte, dass er die Musik dazu komponierte.
Zwischen Himmlischem und Menschlichem
Brahms unterstreicht in seinem Werk den im Text auffallenden Kontrast zwischen dem Himmlischen und dem Menschlichen. Mal lieblich, mal bedrohlich intonierten deswegen Instrumentalisten und Sänger, Tuttieinsätze wechselten mit solistischen Einlagen. Eine Zuhörerin bescheinigte dem Ensemble „gute Artikulation“.
Seit Mai diesen Jahres hatte der städtische Musikverein die Noten studiert, mehrere gemeinsame Proben mit dem Niederrheinischen Singkreis und zwei Samstagsproben führten zum Erfolg am Sonntagabend. Das zweite, weitaus längere Stück war die „Messe in C-Dur“ Ludwig van Beethovens. Eine Auftragskomposition des Fürsten Esterhazy, der sich damals kritisch äußerte: „Die Messe ist unerträglich lächerlich und scheußlich, ich bin zornig und beschämt.“ Das sah das Publikum im Dom anders, selbst zwischen den Sätzen wurde applaudiert.
Viel Arbeit war das „Sanctus“ erinnerte sich Dirigent Bothe: „Es hält musikalisch überraschende Wendungen parat, und der Chor tritt deutlich hervor.“ Auch das fast gestammelte „misere“ im „Agnus Dei“ ertönte in der gewünschten Synchronität. Das Sahnehäubchen setzten die Solisten der Messe auf: Cecilia Mutsaerts (Sopran), Ulrike Kamps-Paulsen(Alt), Gerhard Brückel (Tenor) und Matthias Zangerle (Bass). (sts)
„TE DEUM“ oder „Mich freundlich tust anblicken!“
Formenreicher Lobgesang
8.05.2007/ RP-LOKALAUSGABE/ WESEL
350 Zuhörer im Willibrordi-Dom spendeten viel Applaus: Chor- und Orchesterkonzert des Städtischen Musikvereins Wesel gefiel mit einer publikumswirksamen Auswahl von Fassungen des Te Deums.
Hoffnungsfrohe, festliche Klänge aus der Zeit des Barock erfreuten 350 Zuhörer im Willibrordi-Dom. Auf dem Programm stand eine publikumswirksame Auswahl, von konzertanten „Te Deum“-Fassungen, einer Kantate und eines Instrumentalwerks. Gut in Form und voller Singfreude präsentierte sich der Städtische Musikverein, geleitet von Hans-Günther Bothe. Solisten waren Dorothee Wohlgemuth (Sopran), Cornelia Maria Orendi (Alt), Markus Francke (Tenor), Thomas Peter (Bass). Es spielte das Rheinische Oratorienorchester. Der Tenor zeigte im englisch gesungenen „Chandos“- Te Deum (Händel, 1737) nach der prächtigen Einstimmung durch den Chor besondere Stärken durch geschickte, locker geführte Auszierungen, die vom Lobpreis der Apostel und Propheten kündeten. Der Alt sang im Gegenzug mit einer gewissen stimmlichen Verhaltenheit von Trauer und Barmherzigkeit.
Sakrales und. Weltliches
Dann Bach’scher Formenreichtum: die Pfingstkantate „Erschallet ihr Lieder“ – Glanzstück für die triumphale Trompetenstimme. Mit schönem Messa di voce schwoll voll überzeugter Freude der umrahmende Chorgesang. In den Soloparts gab es das erste Wiederhören mit Dorothee Wohlgemuth, die mit glockenhellem Timbre die Rolle der Seele im Zwiegespräch mit dem Heiligen Geist (Alt) bestritt. Vom Sakralen zum Profanen: Durchschlagenden Erfolg hatte die Idee, mit der „Simple Symphony“ ein entzückendes Bravourstück moderner weltlicher Kompositionskunst in die Kirche zu holen. Eine dankbare Aufgabe fürs Orchester, das virtuos, fein verspielt und hoch konzentriert alles aus diesem charmanten, luftigen Werk von Benjamin Britten herausholte. Großer Zwischenapplaus! Charpentiers einteilige polyphone Te Deum-Motette aus der Zeit des Sonnenkönigs führte zurück zum Barock. Dem mächtigen Paukenwirbel folgten die 16 Takte der Eurovisions-Hymne, eine Rolle mit Glanz und Gloria für die Trompeten. Unbekannter dann die 29 Versetten in vielfachem Wechsel von Solisten und Chor. Neben dem wunderschön strömenden Sopransolo „Te ergo quaesumus“ bestach hier der Bass mit guter Diktion beim „Te deum laudamus“ und der mahnenden Prophezeiung des Jüngsten Gerichts. Locker akzentuiert schwangen die Frauenstimmen des Chors. Choristin Christina Kallfelz mischte sich als zweiter Sopran harmonisch unter die Solisten. Feierlich leitete das Orchester zur Schlussfuge „In te domine speravi“ – vom Chor gemessen in Szene gesetzt.
Großer Schlussapplaus!
MARTHA AGETHEN
Zugabe für das Te Deum
7.5.2007/ NRZ-LOKALAUSGABE/ WESEL
Festlich, strahlend und mit einer Leichtigkeit: Chor und Solisten begeisterten ihr Publikum beim jüngsten Dom-Konzert. Nach Mozarts „Requiem“ hat der Chor des städtischen Musikvereins das Dom-Publikum erneut begeistert. Sein Chor- und Orchesterkonzert am Sonntag genügte wiederum hohen musikalischen Ansprüchen. Unterstützt wurden die Sängerinnen und Sänger von den Streichern des Rheinischen Oratorienorchesters und mehreren Solisten.
Die thematische Schwere der vergangenen Konzerte wich am Sonntagabend einer strahlenden Leichtigkeit. Hans-Günther Bothe dirigierte das abwechslungsreiche Konzert, das er mit dem Chor ein halbes Jahr lang vorbereitet hatte. Das Programm enthielt neben den „Te Deum“-Vertonungen Händels und Charpentiers auch Johann Sebastian Bachs Kantate „Erschallet ihr Lieder“. Trotz kurzer und längerer Pausen zwischen den Einsätzen konnte der Chor die nötige Konzentration und Spannung halten. Erster Applaus brandete im Dom nach Brittens „simple symphony“ auf. Die im Werk enthaltenen Themen schrieb Britten bereits während seiner Schulzeit nieder, die Uraufführung 1934 gestaltete er mit einem Laienorchester. Das hielt das Oratorien-Orchester nicht davon ab, seine Version der programmatischen Themen (ungestüm, spielerisch, sentimental und ausgelassen) gekonnt umzusetzen. Den festlichen Charakter der anderen Stücke unterstrichen drei Solotrompeten in der Normal-B- oder Hoch-B-Variante nebst Pauken. Die Ouvertüre zu Marc Antoine Charpentiers „Te Deum“, vielen besser bekannt als Eurovisionsfanfare, erklang in voller Länge. Nach langem Applaus wurde eine Zugabe fällig.
Die Solisten am Sonntagabend waren nicht zum ersten Mal im Dom, sie wirkten bereits während der Konzerte des Chores im vergangenen Jahr mit. Sopranistin Dorothee Wohlgemuth überzeugte durch den glockenhellen Klang ihrer Stimme. Auch Christina Kallfelz (Sopran), Cornelia Maria Orendi (Alt), Markus Francke (Tenor) und Thomas Peter (Bass) beeindruckten in wechselnder Aufstellung mit dem Potenzial ihrer Stimmen. Nun bereitet sich der Chor auf Beethovens „Messe in C-Dur“ und Brahms „Schicksalslied“ vor, die am 4. November an gleicher Stelle zusammen mit dem Niederrheinischen Singkreis zur Aufführung gelangen. (sts)
Chor-und Orchesterkonzert am 19. November 2006: „Requiem“ von W.A. Mozart in Verbindung mit der sehr selten aufgeführten Kantate von Johann Ernst Bach „Mein Odem ist schwach“
Intensive Arbeit belohnt
21.11.06/ RP-LOKALAUSGABE/ WESEL
Der Städtische Musikverein Wesel feierte mit Mozarts Requiem im Willibrordi-Dom einen großen Erfolg und erhielt rauschenden Beifall für eine reife Leistung.
VON MARTHA AGETHEN
Ein Magnet im Mozartjahr ist das Requiem in d-Moll. So herrschte im Domkonzert zum Volkstrauertag, mit dem der Städtische Musikverein zu einer breit gefächerten Musikszene in Wesel beitrug, enormer Andrang. Ein großer Erfolg, belohnt mit rauschendem Beifall und stehenden Ovationen. Das Rheinische Oratorienorchester und (beim Requiem) die Bläser des Philharmonischen Orchesters Köln zeigten tadelloses Können. Das Solistenquartett mit Ewa Stoschek (Sopran), Cornelia Orendi (Alt), Gerhard Brückel (Tenor) und Thomas Peter (Bass) gefiel durch auffallende Homogenität. Der Chor unter Leitung von Hans-Günther Bothe überzeugte mit reifer Leistung auch durch emotionales Engagement. Deutlich zu spüren, wie intensiv hier gearbeitet worden war.
Schmerz und Sehnsucht
Eine empfindsame Komposition sensibel interpretiert: die kaum bekannte Cantata „Mein Odem ist schwach“ von Johann Ernst Bach (1722-1777) zu Beginn. Zurückhaltend agierte der Chor aus dem Hintergrund zur Alt-Arie, die mit schöner Färbung Schmerz und Sehnsucht der letzten Stunde auszudrücken vermochte. Er verkündete als Aspekt der Hoffnung mit „Unser Wandel ist im Himmel“ Befreiung durch den Tod und entsprach auch inhaltlich mit weichem stimmlichem Nachgeben dem Choral „Wie du mir, Herr, befohlen hast“.
Kontrastreich dazu das Mozartwerk. Eine Totenmesse voller Abgründe, Qualen, sanfter Bitten und leidenschaftlichem Flehen. Nach überaus berührendem, feierlichem Einstieg des Orchesters nahm der Chor in fugierten Einsätzen das Thema auf; zunächst von tiefer Ruhe erfüllt, später mit an- und abschwellender Dynamik, kündete er gemessen von „Requiem aeternam“. Er umrahmte ein feinfühliges Sopransolo. Kraft- und klangvoll gestalteten die Männerstimmen den Einstieg zur lebhaften Kyrie-Fuge; im Zusammenklang mit den Orchesterstimmen entwickelten sich mühelos eilende Koloraturen, vom Sopran bis zum hohen b geführt. Die Mahnung des jüngsten Gerichts, Dies irae, ließ nichts an Dramatik vermissen. Darin das machtvolle Confutatis, die Höllenvision, zu dem Choralt und -sopran den Gegenpol, leise flehend, gestalteten. Ein ergreifendes Lacrimosa begleitete im Chor die Traurigkeit der Seufzermotive im Orchester: zunächst skandierend, schwoll der Gesang an und endete im innigen Amen. Die Quartettsätze stellten besondere Höhepunkte dar: dramatisch das Tuba Mirum, das Recordare nach Call and Response-Prinzip oder das Benedictus mit aufblühendem Sopran. Nach dem Agnus Dei zitierte die Musik die Anfangstakte und setzte mit majestätischem Schluss vertrauensvoll auf die Güte Gottes.
INFO
Kurz vor seinem Tod am 5.Dezember 1791 hatte Mozart zwei Drittel des Requiems in Teilen fertiggestellt. Sanctus, Benedictus und Agnus Dei wurden später ergänzt. Hans-Günther Bothe wählte die zeitgenössische, instrumental etwas entschlackte Bearbeitung von Franz Beyer, gründend auf der allgemein verbreiteten Süßmayr-Fassung.
Viel Applaus für das Requiem
20.11.2006/ NRZ-LOKALAUSGABE /WESEL
Pünktlich zum Ende des Mozart-Jahres beschäftigte sich der Städtische Musikverein Wesel mit dem letzten, unvollendeten Werk Wolfgang Amadeus Mozarts, dem Requiem. Der Dom konnte den Besucherstrom kaum fassen. „So voll war es selbst bei uns noch nicht“, freute sich Hans-Günther Bothe, Leiter des Weseler Musikvereins nach dem Konzert. Der Chor hatte sich hochklassige Verstärkung eingeladen: An dem Konzert im Willibrordi-Dom wirkten auch das Rheinische Oratorienorchester, Bläser des Philharmonischen Orchesters Köln sowie vier Solisten mit (Ewa Stoschek, Sopran; Cornelia Orendi, Alt; Gerhard Brückel, Tenor; Thomas Peter, Bass). Bothe ist in Wesel mittlerweile für seine Auswahl selten gespielter Stücke bekannt.
So erklang zu Anfang die Cantata „Mein Odem ist schwach“ des Komponisten Johann Ernst Bach. Diese hat ebenso wie das Requiem den Tod als Thema, fasst ihn jedoch eher positiv auf: „Wir aber sind getrost und haben vielmehr Lust … daheim zu sein bei dem Herrn“. Diese Lust spiegelt sich im freundlichen D-Dur zum Schluss des Stücks. Mozarts Requiem in d-moll ist zwar sehr bekannt, jedoch nicht in der endgültigen Version Franz Beyers. Mozart starb, bevor er das letzte Drittel seiner Komposition beenden konnte. Das Requiem war eine Auftragskomposition für den Grafen Walsegg, der Mozart dafür 100 Gulden versprach. Die nach der „Cantata“ hinzu gekommenen Blech- und Holzbläser überraschten mit selten zu sehenden Instrumenten. So waren hinter den Streichern ein Bassetthorn, eine Alt-Trompete sowie Alt-, Tenor- und Bassposaune platziert. Durch die engere Mensur der historischen Blasinstrumente fügten sich diese gut in den Chorklang ein, ohne alles zu übertönen. Für das Requiem gab ´s am Sonntag vom Publikum Minuten lang Applaus und stehenden Ovationen. Und auch die Sängerinnen und Sänger hatten ihren Spaß bei der Veranstaltung: „Unser Dirigent fordert die Sangesfreude heraus“, meinte Elfriede Seemann, seit über 30 Jahren im Sopran des städtischen Musikvereins aktiv. „Auch für uns ist das ein Highlight. Vor dem Konzert bibbert und freut man sich zugleich“, ergänzte ihre Sangesnachbarin.
Stefan Schmelting
Chor-und Orchesterkonzert am 12. März 2006: Der Tod Jesu – Passionsoratorium von Carl Heinrich Graun
Die Arbeit hat sich gelohnt
13.03.2006/ NRZ-LOKALAUSGABE/ WESEL
PREMIERE / Gelungener Start für den Chor des Städtischen Musikvereins mit „Der Tod Jesu“.
Endlich war es soweit: Seit vergangenem Herbst hatten die Sängerinnen und Sänger des Städtischen Musikvereins Wesel am Oratorium Carl Heinrich Grauns geübt. Das Stück „Der Tod Jesu“ feierte am Sonntagabend im vollbesetzten Willibrordi-Dom einen gelungenen Start. Es war die Premiere eines Stückes, welches ebenso alt wie die viel berühmtere Matthäus-Passion ist, jedoch mit der Zeit in Vergessenheit geriet.
Hans-Günther Bothe hatte seinen Chor perfekt eingestellt und war nach dem Konzert dementsprechend gut gelaunt: „Ich bin wirklich hoch zufrieden mit der Leistung meines Chores“, so der Dirigent. Begleitet wurde der Städtische Musikverein von der „VielHarmonie Düsseldorf“ sowie ausgesuchten Solisten.
Die Zuhörer des Oratoriums im Willibrordi-Dom kamen in den Genuss, historische Instrumente wie etwa Barockflöten und Barockfagott zu hören und zu sehen. Dem originalen Klangbild der Uraufführung des Werkes 1755 nachempfunden waren die Geigen der „VielHarmonie“ mit Darmsaiten und nicht mit gebräuchlichen Stahlsaiten bespannt. Das gab den Musikern die Möglichkeit, entgegen der romantischen Tradition einen transparenten und trotzdem weichen, empfindsamen Ton zu erzeugen. Auch die Stimmtonhöhe der Instrumente war dem Vorbild nach einen halben Ton tiefer angesetzt.
Hochkonzentriert folgten Chor, Solisten sowie die Musiker der Duisburger und Düsseldorfer Sinfoniker dem Dirigat von Hans-Günther Bothe. Silbenenden kamen synchron von den Lippen der Weseler Sängerinnen und Sänger, wenn Daumen und Zeigefinger des Dirigenten sich berührten. Einstimmigkeit, die nur durch monatelanges Üben erreicht werden kann. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, meinte Hans-Günther Bothe nach dem Konzert. Auch Anke Vogelsänger, Leiterin der „VielHarmonie Düsseldorf“, lobte nachher die Qualität des Weseler Chores. „Der Dom in Wesel hat zudem eine tolle Akustik“, meinte die erste Geigerin des Streicherensembles.
Ein langer Applaus am Ende des Konzertes belohnte auch die tollen Vorträge der Solisten. Dorothee Wohlgemuth (Sopran), Markus Francke (Tenor) und Joachim Herrmann (Bass) brachten die Leiden des sterbenden Jesus virtuos zu Gehör. Ab Pfingsten beginnen für den Chor des Städtischen Musikvereins die Proben zu Mozarts Requiem, welches im November diesen Jahres aufgeführt wird. (sts)
Oratorium: Reizvolle Wiederentdeckung
13.03.2006/ RP-LOKALAUSGABE/ WESEL
Von MARTHA AGETHEN
Opern- und Kirchenmusik – die Fusion beider ist aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch sehr reizvoll. Vergessenes nach Wesel zu bringen, war das diesjährige Ziel des Städtischen Musikvereins. Unter Leitung von Hans-Günther Bothe packte er das Passionsoratorium ,.Der Tod Jesu“ von Carl Heinrich Graun (170314 – 1759), Kapellmeister Friedrichs des Großen, an.
Der ungewöhnliche Stil des 1755 in Berlin uraufgeführten Werks mit frühklassischen Zügen lockte am Sonntag 520 Besucher in den Willibrordi-Dom. Zu seiner Zeit hatte es geradezu Kultcharakter: ein 100 Jahre währendes Muss“ in der Karwoche. Nun erlebte das Publikum eine ausgewogene Aufführung mit einigen Spezialitäten, die für Diskussionsstoff gesorgt haben mögen. Zu Pfeilern des Ganzen zählte die „VielHarmonie“ Düsseldorf, die auf historischen Instrumenten mit Dezenz und Virtuosität Glanz in die Aufführung brachte. Weiten Raum nahmen die ausführlichst komponierten expressiven Rezitative, die dazugehörigen opernhaften Arien und Duette der Solisten ein. Dorothee Wohlgemuth (Sopran), Markus Francke (Tenor) und Joachim Herrmann (Bass) erzählten die Leidensgeschichte Jesu. Sie verankerten einen schlichten lyrischen Stil auf angemessenem interpretatorischem Boden. Schwelgendem Pathos war kein Platz eingeräumt, wohl aber dem expressiven Gefühl. Besonders Dorothee Wohlgemuth formte die opernhafte Anlage zu beeindruckend inniger Kirchenmusik. Keinerlei Langstreckenprobleme zeigte die wunderschöne Sopranstimme, die allein 45 von insgesamt 100 Minuten Aufführungszeit bestritt.
Die strahlenden Höhen, makellos ausgeführten, an Mozart erinnernden Koloraturen, in einer sehr natürlichen schönen Art dargeboten, erreichten den ersten Gipfel bereits in der Arie „Du Held“: mit weiten Strecken voll mitfühlender Trauer berührte der Gesang bis zur letzten bewegenden Arie..Singt dem göttlichen Propheten“.
Die ungewöhnlichen Chorkompositionen verzichteten völlig auf Turba-Chöre. Dem intimen, kantablen Charakter, der abgerundeten homogenen Klang, dicht geführte Stimmen erfordert, wurde der Chor in den Tutti-Teilen zu Anfang und Ende gerecht: In der schön phrasierten Klage „Sein Odem ist schwach“ war die überirdische Schönheit des Stücks nachempfunden. Der Schlusschor .“Hier liegen wir gerührte Sünder“ wies gute Dynamik auf: ein strahlendes Dankgebet. Die Überzeugungsfähigkeit des Chores lag jedoch in der leuchtenden Interpretation der sechs krönenden Choräle.
Der Bass Joachim Herrmann überzeugte durch Spontaneität in den affektiven Prophezeiungen, Töne geradezu ausspuckend. Emphatisch formte er die zentrale Arie „So stehet ein Berg Gottes“ und die Totenklage „Er ist nicht mehr“ zum plastischen Erlebnis.
Im Schillerjahr: „Schillers Glocke“ musikalisch verpackt!
15.10.05, 4. Weseler Kulturnacht: In der Aula der Musik- und Kunstschule stand unser Konzert im Zeichen des Schiller-Jahres: Mit der Unterstützung von vier Solisten und einer Pianistin sangen wir die Vertonung von Schilllers „Glocke“, Komponist: Andreas Romberg. Das sehr gut besuchte Konzert erntete viel Applaus und lobende Kommentare der Zuhörer.
Eindrucksvolles Konzert im Willibrordi-Dom
Streichkonzert von Schostakowitsch und Missa in angustiis (Nelson-Messe) von Joseph Haydn
Minutenlanger Applaus
19.04.2005 / NRZ-LOKALAUSGABE / WESEL
Chor des Musikvereins meldete sich mit der Nelson-Messe eindrucksvoll zurück.
Joseph Haydns Nelson-Messe und die Kammersinfonie op. 110 a von Dimitri Schostakowisch waren dem Gedenken an die Zerstörung der Stadt Wesel und den Tod vieler ihrer Bürger vor 60 Jahre gewidmet. Veranstalter des Konzertes am Sonntagabend im Dom war der Städtische Musikverein. Dessen Chor meldete sich bei dieser Gelegenheit als anspruchsvoller Kammer- und Oratorienchor zurück. Die Gesamtleitung lag bei Hans-Günter Bothe, der den Chor seit gut sieben Monaten leitet.
Bei der allerersten Probe mit dem neuen Dirigenten im September klang das „Abend will werden und Nacht auf Erden“ nicht besonders optimistisch, aber es herrschten Elan und Zuversicht. Am Sonntag konnte der Chor nun beweisen, was in ihm steckt und was Bothe mit den etwa 60 Sängerinnen und Sängern in der Zwischenzeit erarbeitet hat. Das Ergebnis war überzeugend: Gemeinsam mit der Viel-Harmonie Düsseldorf, Hans-Alfons Siegel am Portativ sowie den ausgezeichneten Solisten Cecilia Mutsaerts (Sopran), Ulrike Kamps-Paulsen (Alt), Gerhard Brückel (Tenor) und Thomas Peter (Bass) wurde die Missa in angustiis (Messe in Zeiten der Bedrängnis), wie das Werk von Haydn selbst bezeichnet wurde, so eindrucksvoll interpretiert, dass die Zuhörer im gut besuchten Dom anschließend minutenlang begeistert applaudierten.
Zu Beginn erklang das Streichquartett Nr. 8 c-Moll von Schostakowitsch (1906 – 1975) in der Kammersinfonie-Bearbeitung von Rudolf Barschei. Schostakowitsch schrieb dieses Werk 1960 während eines Aufenthalts im damals immer noch zerbombten Dresden. Unter diesem Eindruck versah er die Noten mit dem Vermerk „Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges“.
Die Streicherbesetzung der Viel-Harmoniker – an ihrer Spitze Konzertmeisterin Anke Vogelsänger – interpretierte die fünf zusammenhängenden Sätze elegisch-lieblich bis wütend-brutal. Ein jiddisches Thema war herauszuhören, Zitate aus früheren Werken von Schostakowitsch und immer wieder sein Namenskürzel „D-Es-C-H“.
Dem Wunsch des Veranstalters und dem Gedenk-Anlass entsprechend, wurde nach dieser Sinfonie nicht geklatscht.
Friedrich Bornemann
Messe in Zeiten der Bedrängnis
19.04.2005 / RP-LOKALAUSGABE / WESEL
Schostakowitsch und Haydn zum Gedenken der Zerstörung Wesels vor 60 Jahren im Dom.
WESEL Wie selbstverständlich füllte sich am Sonntagabend der Willibrordi-Dom in Wesel. Vor 60 Jahren bot sich an diesem Ort ein anderes Bild. Nicht nur die komplette Weseler Innenstadt lag in Schutt und Asche. Auch der Dom als Wesels Wahrzeichen war schwer beschädigt. Die Mauern sind heute wieder.aufgerichtet, der Dom wiederhergestellt, doch die Erinnerung bleibt. In einem Chor- und Instrumentalkonzert rückte der Städtische Musikverein Wesel das grauenvolle Geschehen vor 60 Jahren musikalisch in den Mittelpunkt.
Im Gedenken an die Zerstörung der Stadt und den Tod vieler ihrer Bürger kamen Ausführende und Zuhörende im Weseler Dom zusammen. Auf dem Programm standen die Kammersinfonie op. 110a von Dimitri Schostakowitsch sowie die Nelson-Messe Joseph Haydns. Neben dem Chor des Musikvereins, erstmals unter der Leitung von Hans-Günther Bothe, zählten Gesangssolisten und die „Vielharmonie Düsseldorf“ – Mitglieder der Duisburger und Düsseldorfer Sinfoniker – zu den Akteuren.
Eine Grundstimmung der Bedrängnis verbreitete sich gleich zu Beginn in Schostakowitschs Kammersinfonie, hier in Bearbeitung für Streichorchester von Rudolf Barschai. Seine Kammersinfonie schrieb Schostakowitsch 1960 unter dem Eindruck der Auseinandersetzung mit der Zerstörung und Wiedererstehung Dresdens. So prägen bedrohliche, seufzende Klänge in häufig chromatischen Schritten das Werk. Melodiefragmente entfalteten sich in allen vier Sätzen, wurden jedoch immer wieder von kraftvollen Akkordeinwürfen aller Streicher durchbrochen. Die Musiker gingen dem Drängen unaufhaltsam nach, ehe beinahe resigniert die letzten Töne verhallten.
Publikum begeistert
Ein Zeitsprung von über 200 Jahre führte zu Haydns Nelson-Messe. Die weniger populäre Bezeichnung der Messe mit „Missa in angustiis“, Messe in Zeiten der Bedrängnis, charakterisiert die Komposition treffend. Drohende Trompeten in tiefsten Regionen leiteten die Messe ein, die in der düster-tragischen Tonart d-Moll steht. Bereits nach kurzem Instrumentalvorspiel kam die Ausdrucksintensität des Chores zum Einsatz, der energisch und akzentuiert sein Kyrie einwarf.
In einem überaus dichten Wechsel von Chor und Solisten, Cecilia Mutsaerts (Sopran), Ulrike Kamps-Paulsen (Alt), Gerhard Brückel (Tenor), Thomas Peter (Bass), vermittelte die Umsetzung ein großes Engagement, das sich bis zum freudig jubilierenden Schlussakkord durch den Vortrag zog. Das Publikum äußerte seine Begeisterung in einem langen Schlussbeifall.
EVA-MARIA PETERS